Krankenkassen übernehmen unter bestimmten Bedingungen die Kosten für Cannabis
Ärzte könnten Krebspatienten seit März 2017 Cannabisblüten, Cannabisextrakte und Cannabinoid-haltige Medikamente auf Rezept verschreiben. Das Gesetz für „Cannabis als Medizin“ schreibt den Krankenkassen vor, in bestimmten Fällen die Kosten für die Therapie zu übernehmen. Hierfür muss ein Antrag auf Kostenübernahme der Cannabis-Therapie bei der Krankenkasse gestellt werden. Vor 2017 war die Verordnung von Cannabis nur im Rahmen von Ausnahmegenehmigungen möglich. Die Kosten mussten vom Patient selbst getragen werden.
Auch wenn das Gesetz nun schon länger in Kraft ist, zeigen sich noch viele Schwierigkeiten bei der Umsetzung: Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nur ungern (rund 60 Prozent aller Anträge abgelehnt, Stand Dezember 2018), und die meisten Ärzte haben sich mit der Thematik und den Anwendungsmöglichkeiten von Cannabis bei Krebserkrankungen noch nicht ausreichend befasst. Aus diesen Gründen ist es gut, wenn Sie als Patient informiert sind und genau wissen, was Sie wollen. Wir haben für Sie die wichtigsten Informationen zusammengestellt, die beim Gespräch mit dem Arzt und bei dem Ansuchen auf Kostenübernahme hilfreich sein könnten.
Wann übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die Cannabis-Therapie bei Krebspatienten?
Das Gesetz „Cannabis als Medizin“ ist hier leider unklar. Laut Gesetz müssen die Krankenkassen bei schweren Erkrankungen die Kosten übernehmen, wenn andere Therapieoptionen ausgeschöpft oder nicht zufriedenstellend sind. Bei Krebspatienten sind Cannabis und Cannabinoid-haltige Medikamente vor allem bei der Behandlung von Schmerzen, schwerer Appetitlosigkeit, Erbrechen und Übelkeit eine Option. Für die Behandlung von Übelkeit und Erbrechen infolge einer Chemotherapie könnte seit 1. Januar 2017 das Nabilon-haltige Betäubungsmittel Canemes verschrieben werden. Nabilon ist ein künstlich hergestelltes Cannabinoid, das dem natürlichen Tetrahydrocannabinol (THC) nachempfunden ist.
Bei Nervenschmerzen und Appetitlosigkeit könnten entweder Cannabisblüten oder Dronabinol in Tropfenform hilfreich sein. Dronabinol ist ein anderer Name für Tetrahydrocannabinol (THC). Es wird in Form von Tropfen eingenommen, welche eine Apotheke nach dem Rezept eines Arztes herstellt.
Bei Tumorschmerzen, Übelkeit und Erbrechen ist auch das Medikament Sativex eine gute Option. Es handelt sich hierbei um ein Mundspray mit den beiden Cannabinoiden THC und CBD.
Cannabisblüten sind eine gute Option bei Tumorschmerzen, wenn die Behandlung mit Opioiden nicht ausreichend oder nicht möglich ist. Entstehen die Schmerzen durch Verletzung von Nervengewebe, sollten Cannabisblüten mit einem hohen THC-Gehalt bevorzugt werden. Bei Knochenschmerzen haben sich hingegen Sorten bewährt, die reich an Cannabidiol (CBD) sind. Cannabidiol ist übrigens auch bei Ängsten eine sinnvolle Option. Cannabidiol könnte ähnlich wie Dronabinol vom Arzt als Tropfen verschrieben und von der Kasse übernommen werden. Ist dies nicht möglich, könnte Cannabidiol auch ohne Rezept als Nahrungsergänzungsmittel bezogen werden.
Die Kostenübernahme von Cannabis: Anleitung in sechs Schritten
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Informieren Sie sich.
Viele Ärzte und selbst die Krankenkassen verfügen oft nur über eine unklare Vorstellung von den Anwendungsmöglichkeiten von Cannabis bei Krebs. Aus diesem Grund sollten Sie sich genau informieren, ob Cannabis bei Ihren Beschwerden Sinn macht und in welcher Form Sie es einnehmen wollen. Die folgende Liste könnte Ihnen zur ersten Orientierung dienen:
- Übelkeit und Erbrechen: Canemes, Sativex, Dronabinol, THC-reiche Cannabisblüten
- Tumorschmerzen: Sativex, Cannabisblüten, Dronabinol, THC-reiche Cannabisblüten
- Appetitlosigkeit: Dronabinol, THC-reiche Cannabisblüten
- Abmagerung: Dronabinol, THC-reiche Cannabisblüten
- Angststörungen: Cannabidiol, CBD-reiche Cannabisblüten
- Knochenschmerzen: Cannabidiol, CBD-reiche Cannabisblüten
Informieren Sie sich über die einzelnen Anwendungsmöglichkeiten von Cannabis bei Krebs. Werfen Sie auch einen Blick auf die möglichen Nebenwirkungen und Wechselwirkungen von Cannabis. Je besser Sie Bescheid wissen, desto überzeugender könnten Sie Ihren Wunsch vertreten.