Warum eine individuelle Dosierung von Cannabis-Blüten wichtig ist
Cannabis-Blüten und ihre Hauptwirkstoffe THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) wirken nicht bei jedem Menschen gleich. Während bei dem Einen schon niedrige Dosierungen ausreichen, benötigt ein Anderer größere Mengen, um eine gewünschte Wirkung zu erzielen. Besonders die Empfindlichkeit für THC ist von Menschen zu Menschen verschieden. Dies könnte an den unterschiedlichen Zuständen Endocannabinoid-Systems liegen. Das Endocannabinoid-System ist der Ort, an dem die Wirkstoffe von Cannabis ihre Wirkung entfalten. Die Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems reagieren unter anderem auf THC und CBD. Der Zustand des Endocannabinoid-Systems und damit seine Sensibilität für Cannabis-Wirkstoffe hängt von vielen Faktoren ab. In unserem Buch „Cannabis und Cannabidiol (CBD) richtig anwenden“ zeigen wir, wie Faktoren unseres Lebensstils wie Bewegung, Ernährung und Stressmanagement das Endocannabinoid-System und damit die Wirkung von Cannabis positiv beeinflussen könnten. Daneben scheint auch das Geschlecht noch eine Rolle bei der unterschiedlichen Wirkung von Cannabis auf Menschen auszumachen.
Aufgrund der individuellen Empfindlichkeit für Cannabis und THC macht es Sinn, die Dosierung von Cannabis-Blüten individuell anzupassen. Grundsätzlich sollten immer die Dosierungsempfehlungen des Arztes befolgt werden. In Absprache mit dem Arzt könnten Dosierungen dann individuell angepasst werden.
Warum Frauen und Männer nicht immer auf die gleiche Dosierung von Cannabis ansprechen
Cannabinoide, die Hauptwirkstoffe von Cannabis, wirken im Körper durch Interaktion mit den Rezeptoren des sogenannten Endocannabinoid-Systems. Einer dieser Rezeptoren, der Cannabinoid-Rezeptor 1 (CB-R-1), kommt im Gehirn von Frauen und Männern in unterschiedlicher Ausprägung vor. Forscher sehen hierfür in einer Publikation Östrogene verantwortlich. Frauen haben mehr entsprechende Rezeptoren in der an Emotionen beteiligten Amygdala und eine geringere Dichte dieser Rezeptoren im Hypothalamus, der unter anderem für das Hungergefühl verantwortlich ist. Dies bedeutet, dass die regulierende Wirkung von Cannabinoiden auf Emotionen bei Frauen stärker zum Tragen kommt als bei Männern. Männer hingegen wirken die appetitsteigernde Wirkung von Cannabis in der Regel stärker als Frauen. Eine 2014 veröffentlichte Studie zeigte zudem, dass Östrogene die schmerzstillenden Eigenschaften verstärken könnte. Dies würde bedeuten, dass Frauen vor den Wechseljahren eine geringere Dosierung bei bestimmten Schmerzen bräuchten als Männer. In Tierversuchen zeigte sich zudem, dass während des Eisprungs die geringste Dosierung von Cannabis nötig war, um die schmerzstillende Wirkung zu entfalten.
Der Vaporizer erlaubt, die richtig Dosierung von Cannabis zu finden
Das Inhalieren von Cannabis mit dem Vaporizer ist eine empfehlenswerte Methode. Sie ist gesundheitlich unbedenklich und erlaubt individuelle Anpassung der Dosierung. Bei dem Inhalieren werden die die Wirkstoffe von Cannabis über die Atemschleimhaut aufgenommen. Sie gelangen sofort ins Blut, die Wirkung tritt sofort ein. Damit unterscheidet sich diese Methode von der oralen Einnahme von Cannabis-Medikamenten oder Cannabisextrakten. Hier könnte es bis zu 90 Minuten, bis die Wirkung eintritt.
Zudem ist die Inhalation mit einem Vaporizer effektiv. So zeigen Untersuchungen, dass dabei rund ein Drittel der Cannabinoide aus dem Cannabis ins Blut gelangen. Rund dreimal mehr als bei der oralen Einnahme.[1]
Eine Studie aus dem Jahre 2014 zeigt die Vorteile des Inhalierens: Bei dieser wurden Patienten mit neuropathischen Schmerzen mit Cannabis-Blüten behandelt. Die Cannabis-Blüten wurden mit einem Vaporizer angewandt. Die Autoren der Studie weisen auf den beobachteten raschen Wirkungseintritt und genaue Dosierbarkeit hin. Dies ermögliche eine Reduktion der Nebenwirkungen und eine optimale individuelle Einstellung.[2]
Langsam rantasten: die richtige Dosierung von Cannabis mit dem Vaporizer finden
Da die Wirkung beim Vaporizer schnell eintritt, eignet sich diese Methode zur Dosisfindung.
Wichtig ist es, zunächst mit sehr geringen Mengen von Cannabis-Blüten zu beginnen. So könnten häufige Nebenwirkungen von Cannabis und THC vermieden werden.
Wenden Sie die folgende Methode zur Dosisfindung nur an, nachdem Sie diese mit Ihrem Arzt besprochen haben.
Beginnen Sie zunächst mit einer Cannabis-Blütenmenge die 1 bis 2 mg THC entspricht (siehe Tabelle unten).
Warten Sie dann die Wirkung ab. Sie könnten den Effekt nach einer halben Stunde beurteilen.
Wiederholen Sie den Vorgang einmal, wenn die gewünschte Wirkung ausbleibt oder zu gering ausfällt.
Wenn Sie auch dann keine oder eine zu geringe Wirkung verspüren, halten Sie noch einmal Rücksprache mit Ihrem Arzt, bevor Sie den Vorgang noch einmal wiederholen. Er könnte Ihnen sagen, welche maximale Tagesdosierung bei Ihnen ratsam ist.
THC- und CBD-Gehalte von medizinischen Cannabis-Blüten
In Deutschland sind verschiedene Sorten von Cannabis-Blüten für die medizinische Versorgung zugelassen. Leider sind davon nicht alle über Apotheken erhältlich. Dies liegt vor allem daran, dass Deutschland medizinisches Cannabis importieren muss. Cannabis-Blüten, die in Deutschland angebaut wurden, werden wohl erst 2020 in Apotheken erhältlich sein.
Im Folgenden haben wir die THC- und CBD-Gehalte der Cannabis-Blüten der Hersteller Bedrocan, Aurora, MedReleaf und Spekrum Cannabis aufgeführt. Für die Angaben könnten wir keine Gewähr übernehmen, da sie sich mit der Zeit geringfügig ändern könnten.