Cannabinoide und Cannabis bei Krebs: neue Medikamente
In den letzten Jahren häufen sich Meldungen, dass die Hanfpflanze (Cannabis sativa/indica) oder ihre einzelnen Wirkstoffe, die sogenannten Cannabinoide, Krebs heilen könnten. Dabei wird auf einzelne Patientenberichte oder auf Untersuchungsergebnisse verwiesen. Es ist daher kein Wunder, dass sich Krebspatienten näher über den möglichen Nutzen von Cannabis bei Krebserkrankungen informieren möchten.
Cannabis und Cannabinoide könnten bei Krebspatienten hilfreich sein. Sie werden wirksam bei typischen Beschwerden eingesetzt, die im Rahmen einer Krebserkrankung auftreten. Dazu zählen Übelkeit und Erbrechen während der Chemotherapie, Schmerzzustände, Ängste, Depressionen und Schlaflosigkeit. Mittlerweile könnte bei diesen Heilanzeigen eine Kostenübernahme für Cannabis bei der Krankenkasse beantragt werden (siehe unten). Wir beschäftigen uns zunächst mit der Frage: könnte Cannabis auch den Krebs besiegen?
„Cannabis heilt Krebs“: was meist hinter solchen Aussagen steckt
Immer wieder kursieren im Internet Berichte, dass Cannabis (zum Beispiel in Form des Rick-Simpson-Öls) ein sehr wirksames Krebsmedikament sei. Diese Aussage wird entweder mit einzelnen Fallbeispielen oder mit einzelnen Forschungsergebnissen untermauert. Es handelt sich bei diesen Forschungsergebnissen jedoch nicht um Studien an Menschen, sondern um Untersuchungen an isolierten Krebszellen, die im Labor mit den Wirkstoffen der Cannabispflanze in Berührung kommen.[1][2][3] Neuere Untersuchungen zeigen auch, dass einzelne Patienten von der Einnahme von Cannabis bei Hirntumoren profitieren konnten. Ergebnisse aus der Grundlagenforschung lassen auch vermuten, dass Cannabis bei Brustkrebs , Hautkrebs wie dem Melanom und dem Gebärmutterkrebs hilfreich sein könnte.
Diese Studien sind interessant, haben jedoch nur eine eingeschränkte Aussagekraft, was die mögliche Wirkung von Cannabis bei Krebserkrankungen beim Menschen betrifft. Sie zeigen auf, dass die Wirkstoffe von Cannabis Krebszellen im Laborversuch absterben lassen. Sie belegen jedoch nicht, dass dies auch im menschlichen Körper der Fall wäre und welche Dosierung dabei verwendet werden müsste.
Bei Fallbeispielen haben wir ein ähnliches Problem: Was bei einzelnen Patienten zu einer Heilung führt, könnte nicht verallgemeinert werden. Diese Einzelberichte finden aber trotzdem Anerkennung und Wirkung. Sie sind zum Beispiel mit ein Grund dafür, dass in den letzten Jahren intensiver über die krebswidrigen Wirkungen von Cannabis geforscht wird.
Cannabis bei Krebs: das Cannabinoid Cannabidiol (CBD)
Das Cannabinoid Cannabidiol (CBD) wird in letzter Zeit häufiger genannt, wenn es um die krebswidrigen Eigenschaften von Cannabis geht. Bis jetzt zeigen leider nur Erkenntnisse aus Tierversuchen oder Untersuchungen an isolierten Tumorzellen die krebswidrigen Eigenschaften von Cannabidiol auf. Versuche, die die Wirksamkeit von Cannabidiol bei menschlichen Krebspatienten untersuchen, fehlen bisher.[4]
Laborversuche zeigen, dass Cannabidiol das Wachstum von verschiedenen Krebszellen hemmen könnte, insbesondere von Leukämie-Zellen, Gebärmutterhals-, Brust- und Prostatakrebszellen.[5][6][7] Bemerkenswert sind zudem die Wirkungen von Cannabidiol auf Krebszellen des Nervensystems. Cannabidiol könnte das Wachstum von Neuro- und Glioblastomen hemmen.[8][9][10]
Die Wirkung von Cannabidiol auf Krebserkrankungen ist also noch nicht abschließend geklärt. Sicher ist jedoch, dass Krebspatienten von der Einnahme von Cannabidiol profitieren könnten.