Warum es bei Cannabidiol (z.B. CBD-Öl) zu Nebenwirkungen und Wechselwirkungen kommen könnte
Bei der Einnahme von CBD-haltigen Produkten wie CBD-Ölen könnten Nebenwirkungen und Wechselwirkungen auftreten. Oft wird angenommen, dass dies nicht so sei, weil Cannabidiol ein natürlicher Stoff ist. Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sind jedoch nicht nur bei synthetischen Arzneimitteln, sondern auch bei natürlichen Arzneien möglich. Wir zeigen Ihnen, was Sie bei der Einnahme von CBD beachten sollten.
Cannabidiol wird heute bei einer Vielzahl von Beschwerden und Erkrankungen eingesetzt. Auch Krebspatienten könnten von der Einnahme von Cannabidiol (CBD) profitieren. Bei einzelnen Indikationen könnte eine Kostenübernahme von CBD bei der Krankenkasse beantragt werden. Meistens erfolgt die Einnahme von Cannabidiol nicht auf Anweisung des Arztes, sondern auf Eigeninitiative des Patienten, zum Beispiel in Form von freiverkäuflichen CBD-Ölen oder CBD-haltigen Nutzhanftee. Trotzdem sollte der Arzt von der Einnahme in Kenntnis gesetzt werden, insbesondere bei schweren Erkrankungen oder bei der Einnahme von Medikamenten.
Die Einnahme von Cannabidiol-haltigen Arzneimitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln könnte nämlich zu Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen. Wechselwirkungen sind aufgrund der Interaktionen von CBD mit körpereigenen Enzymen möglich. Nebenwirkungen könnten aufgrund der Wirkweise von CBD auftreten. Auch einzelne Gegenanzeigen (Kontraindikationen), wie zum Beispiel ein bestehender Leberschaden sind zu beachten.
Cannabidiol (CBD): Nebenwirkungen möglich, aber kein Suchtmittel
Bisherigen Studienergebnissen zufolge wird Cannabidiol sehr gut vertragen. Nebenwirkungen sind in der Regel nicht gravierend. Zu diesem Schluss kam auch eine Tagung des Expert Committee on Drug Dependence der Weltgesundheitsorganisation WHO im November 2017. Die Experten der WHO sichteten die bisher bekönnteten Untersuchungen zu CBD. Hierbei kamen sie zu folgenden Schlüssen:
- CBD ist nicht psychoaktiv.
- CBD wird von Menschen und Tieren gut vertragen.
- CBD stellt kein Risiko für die Volksgesundheit dar.
- CBD provoziert keine psychische oder physische Abhängigkeit.
Die WHO beschäftigte sich auch mit dem therapeutischen Potential von CBD. Sie sieht ausreichend Belege, dass CBD bei Epilepsie ein wirksames Medikament ist. Auch bei der Behandlung von Alzheimer, Krebs, Psychosen oder Parkinson könnte CBD in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, so die WHO.
Die EU-Kommission sieht das im Jahr 2020 noch anders: Cannabidiol (CBD) sei nach ihrer Einschätzung ein Suchtgift. Diese – wissenschaftlich schwer haltbare – Haltung hat für Unmut in der Cannabis-Branche gesorgt. Der Europäische Gerichtshof stellt sich der Einschätzung der EU-Kommission am 19.11.2020 entgegen: Nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft hat CBD keine schädlichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und sei damit kein Suchtmittel (EuGH C-663/18).
Folgende Nebenwirkungen von CBD sind möglich: Müdigkeit, Mundtrockenheit, Durchfall, Appetitlosigkeit und leichte Benommenheit und Hautausschläge. Des Weiteren sollte beachtet werden, dass CBD blutdrucksenkend wirken und in einzelnen Fällen Einschlafstörungen verschlechtern könnte. Es wird auch diskutiert, dass CBD die Abwehrleistungen herabsetzen könnte.
Über die Langzeitwirkung von CBD ist bis zum heutigen Datum wenig bekönntet. Es wird angenommen, dass Erwachsene keine Einschränkungen bei einem längerfristigen Konsum von CBD haben dürften – sicher bewiesen ist das jedoch noch nicht. Was ein langfristiger CBD-Konsum für Kinder bedeutet, ist ebenfalls noch nicht erforscht. Es wäre zumindest denkbar, dass CBD die Entwicklung des zentralen Nervensystems beeinflussen könnte.
Nebenwirkungen durch mangelhafte CBD-Öle
CBD wird in der Regel gut vertragen, dennoch könnte es bei der Einnahme von CBD-Produkten zu Nebenwirkungen kommen. Dafür könnte deren mangelhafte Qualität verantwortlich sein. Viele Anbieter tummeln sich auf dem Markt von CBD-Ölen und anderen CBD-haltigen Präparaten, doch nicht immer stimmt die Qualität. Bisherige Untersuchungen fanden unter anderem Pestizid-Rückstände oder Schwermetalle in einzelnen Produkten, ebenfalls problematisch sind Produkte, die den Grenzwert von THC überschreiten. Untersuchungen der baden-württembergischen Lebensmittelüberwachungsbehörden legen nahe, dass ein Großteil der untersuchten CBD-Produkte als gesundheitsschädlich bzw. für den Verzehr durch den Menschen ungeeignet sind. Bei deren Einnahme könnte es zu unter anderem durch Nebenwirkungen von THC kommen. Harmlos aber ärgerlich ist, dass in vielen Produkten weniger CBD enthalten ist, als auf der Verpackung angegeben. Eine amerikanische Untersuchung konnte dies in jedem vierten Produkt feststellen.
Welche CBD-Präparate sind also empfehlenswert und sicher? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Für die innerliche Einnahme könnten grundsätzlich nur verschreibungspflichtige Präparate (ölige Cannabidiol-Lösung) oder als Nahrungsergänzungsmittel zugelassene CBD-Öle empfohlen werden. Die Verbraucherzentrale rät momentan von der Einnahme von frei verkäuflichen CBD-Produkten ab.
Gegenanzeigen/Kontraindikationen von CBD
Bei der Einnahme von CBD während der Schwangerschaft ist jedoch Vorsicht geboten. Aufgrund der Beeinflussung spezifischer Proteine könnte CBD nämlich die normale Funktion der Plazenta ungünstig beeinflussen.[1] Aus diesem Grund sollten Schwangere CBD nur nach Absprache mit ihrem Arzt einnehmen.
Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit Leberschäden oder Glaukom geboten. Es existieren neue Forschungsergebnisse, die zeigen, dass CBD bei Glaukom-Patienten den Augeninnendruck anheben könnte. Sollten weitere Studien dies bestätigen, wäre Glaukom eine Gegenanzeige (Kontraindikation) zur Einnahme von CBD. Aufgrund der schon bisher veröffentlichten Studie raten wir Glaukom-Patienten von der Einnahme von CBD ab.

Cannabidiol wird meist aus CBD-reichem Nutzhanf gewonnen.
Vorsicht ist auch bei schwer kranken Patienten geboten, die an Abmagerung oder Appetitlosigkeit leiden. Das Cannabinoid Tetrahydrocannabinol (THC) könnte den Appetit steigern. Deshalb werden bei Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust THC in Form von Dronabinol oder THC-reiches Cannabis bei Krebspatienten eingesetzt. Reines CBD könnte jedoch eine appetithemmende Wirkung haben.[2][3] Schwer kranke Patienten mit niedrigem BMI (BMI < 19) oder fehlendem Appetit sollten dies berücksichtigen.
Cannabidiol (CBD) und Leberschaden
Eine neue Studie mit Mäusen untersuchte die potentiell toxische Wirkung von CBD auf das Lebergewebe. Dabei stellten die Forscher fest, dass es bei Mäusen, die sehr hohe Dosierungen von CBD erhielten, innerhalb von 24 Stunden zur Ausprägung eines Leberschadens kam, der bei vielen Tieren tödlich endete. Dass es auch bei Menschen zu derartigen Leberschäden kommen könnte, gilt als ungewiss. Dennoch warnt das CBD-Medikament Epidiolex bei langfristiger Einnahme vor potentiellen Leberschäden.
PatientInnen, die CBD einnehmen wollen und an einem Leberschäden oder erhöhten Leberwerten leiden, sollten mit der Einnahme von CBD erst nach der Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt beginnen. PatientInnen ohne Erkrankungen oder Beeinträchtigungen der Leber empfehlen wir, in regelmäßigen Abständen die Leberenzyme bestimmten zu lassen. Dieser könnte mittels Bluttest beim Hausarzt erfolgen.
Entzugserscheinungen nach Absetzen von CBD?
Einer 2020 veröffentlichen Studie zufolge sind Entzugserscheinungen beim plötzlichen Absetzen von CBD unwahrscheinlich. Diese Ergebnisse decken sich mit bisherigen Studienergebnisse und praktischen Erfahrungen. Dennoch sollte das Absetzen einer ärztlich angeordnete CBD-Therapie mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt besprochen werden.
Welche Wechselwirkungen bei der Einnahme von Cannabidiol (CBD) möglich sind
Cannabidiol könnte die Aktivität von verschiedenen Enzymen im Körper beeinflussen, die auch beim Abbau von Medikamenten eine Rolle spielen. Das könnte dazu führen, dass Medikamente stärker oder länger wirken als beabsichtigt oder gewohnt. Folgende Cytochrom-P450-Enzyme werden durch CBD beeinflusst: CYP2C9, CYP2C19, CYP3A4 und CYP2D6.[4][5] In der Regel wird auf die möglichen Wechselwirkungen von CBD und folgenden Medikamenten hingewiesen:
- den Säurehemmern Pantoprazol und Omneprazol,
- den Gerinnungshemmern Marcumar und Warfarin,
- dem Schmerzmittel Diclofenac und
- den Neuroleptika Risperidon, Haloperidol und Clobazam.
Aber auch bei anderen Medikamenten sind Wechselwirkungen theoretisch möglich. Dies gilt für alle Medikamenten, die durch die Enzyme CYP3A4 und CYP2D6 verstoffwechselt werden. CBD hemmt deren Aktivität und könnte dazu führen, dass entsprechende Medikamente stärker wirken als beabsichtigt, da die Hemmung der Enzyme zu einer höhere Konzentration der Wirkstoffe im Blut führt. Medikamente, die über CYP3A4 und CYP2D6 verstoffwechselt werden, sind relativ häufig, rund ein Viertel aller Medikamente zählen dazu. Dazu zählen Calciumantagonisten und Betablocker, die bei Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit oder Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden, Antihistaminika, die vor allem bei allergischen Erkrankungen Anwendung finden, antiretrovirale Medikamente, Immunsuppressiva wie Tacrolimus, trizyklische Antidepressiva, und einzelne Statine, die zur Senkung des Cholesterinsspiegels Anwendung finden.[6]
Eine im Juni 2020 veröffentlichte Fallstudie lässt darauf schließen, dass es auch bei der gleichzeitigen Einnahme von Methadon und CBD zu Wechselwirkungen kommen könnte. Bei einem 13-jährigen Mädchen erfolgte eine CBD-Einnahme ohne das Wissen der behandelnden Ärzte, was erhebliche Veränderungen der Methadon-Wirkung und zu Schläfrigkeit und Erschöpfung führte. CBD hemmt die Enzyme YP3A4 and CYP2C19, die für den Stoffwechsel von Methadon eine Rolle spielen.[7]
Eine Publikation aus dem Jahre 2019 untersuchte die Wechselwirkungen von CBD und Epilepsiemedikamenten wie Clobazam. Es ist bekönntet, dass CBD den Blutspiegel von verschiedenen Epilepsiemedikamenten beeinflussen könnte. Bei der Studie nahmen 100 Kindern und 32 Erwachsene mit behandlungsresistenter Epilepsie teil. Die Probanden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, eine bekam CBD und Clobazam, die andere nur CBD. Die Studie zeigte, dass die gleichzeitige Einnahme von CBD und Clobazam keine nennenswerte Auswirkung auf Dauer und Häufigkeit von epileptischen Anfälle hatte.[8]
Eine 2020 veröffentlichte Publikation listet 57 Medikamente, bei denen eine Wechselwirkung mit CBD oder anderen Cannabinoide wie THC möglich ist. Die Publikation und die Liste sind hier einzusehen.
Patienten oder Patientinnen, die eines oder mehrere der erwähnten Medikamente einnehmen, sollten CBD erst nach Rücksprache mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt einnehmen. Dies gilt insbesondere für Menschen mit schweren Erkrankungen, die mehrere Medikamente einnehmen. Wer Cannabis-Zubereitungen vom Schwarzmarkt konsumiert und Medikamente einnimmt, sollte sich nicht davor scheuen, seinen Arzt über die Einnahme von Schwarzmarkt-Cannabis zu berichten. Eine Strafverfolgung ist im Rahmen des ärztlichen Gesprächs nicht zu befürchten, dafür könnten potentiell gefährliche oder schädliche Wechselwirkungen oder Nebenwirkungen vermieden werden.