Auch wir produzieren Cannabis-ähnliche Wirkstoffe
Wer mit anderen zusammenlebt, kennt das vielleicht: Sie halten Ihren Wohnbereich in Ordnung, räumen auf, wischen Staub, waschen ab und die Menschen in Ihrem Haushalt scheinen das nicht zu merken. Es fällt erst auf, was sie leisten, wenn Sie es einmal nicht mehr machen. In unserem Körper verhält es sich da ganz ähnlich. Dort gibt es einen Komplex aus Rezeptoren und Botenstoffen, der unzählige wichtige Prozesse in unserem Körper steuert, und lange war niemandem war dessen Leistung aufgefallen. Erst vor 30 Jahren begannen Forschungsteams, schrittweise das Endocannabinoid-System zu entdecken, dessen Namensgeber die Cannabinoide, die Hauptwirkstoffe der Cannabispflanze, sind. Nach und nach zeigte sich, dass wir selbst Cannabis-ähnliche Wirkstoffe produzieren, die sogenannten Endocannabinoide. Diese sind den Cannabis-Wirkstoffen nicht nur strukturell ähnlich, sie haben auch vergleichbare Wirkungen. Endocannabinoide sorgen dafür, dass unterschiedliche Vorgänge in unserem Körper nicht chaotisch ablaufen und sich gegenseitig stören, sondern harmonisch aufeinander abgestimmt sind. Endocannabinoide steuern Endzündungsvorgänge und die Arbeit des Immunsystems, sie regulieren Schlaf, Schmerzen, Gedächtnis, Krebsabwehr und Stressantwort und haben einen wesentlichen Einfluss darauf, wie wir uns fühlen. Wenn wir ausreichend Endocannabinoide produzieren, schützt uns das vor Depressionen, krankhaften Ängsten und anderen psychischen Belastungen wie Stress und Erkrankungen.
Das Endocannabinoid-System harmonisiert viele Körpervorgänge
Was ist jedoch, wenn wir nicht ausreichend Endocannabinoide bilden? Wenn Botenstoffe in unserem Körper fehlen, geht dies meist mit Erkrankungen oder zumindest Beschwerden einher. Der Mangel an Serotonin spielt zum Beispiel bei Depressionen eine Rolle und jener von Dopamin bei Parkinson. Wenn wichtige Hormone wie jene der Schilddrüse nicht ausreichend gebildet werden, müssen sie ersetzt werden. Bei der Erforschung des Endocannabinoid-Systems zeigte sich, dass wir auch auf unsere Endocannabinoide nicht verzichten könnten. Die Liste von Erkrankungen und Beschwerden, bei denen das Endocannabinoid-System wesentlich beteiligt ist, wächst jedes Jahr. Und bei einem großen Teil dieser Liste wird das Endocannabinoid-System zunehmend therapeutisch berücksichtigt. Dies betrifft schwere Erkrankungen wie Krebs, Multiple Sklerose oder Epilepsie, aber auch alltägliche Beschwerden wie Stress, Schlafprobleme, Müdigkeit oder depressive Verstimmung.
Neurologische Erkrankungen | Multiple Sklerose, Alzheimer, Morbus Parkinson, Restless-legs-Syndrom, Epilepsie, Autismus, ADHS |
Psychische Erkrankungen | Depressionen, Schizophrenie, Angsterkrankungen, Suchterkrankungen, Posttraumatische Belastungsstörung, Schlafstörungen |
Stoffwechselerkrankungen | Adipositas, Diabetes |
Hauterkrankungen | Schuppenflechte, Neurodermitis, Akne |
Schmerzen | Fibromyalgie, Reizdarm, Migräne, Endometriose, Regelschmerzen, Tumorschmerzen |
Entzündliche Erkrankungen | Arthritis, chronisch entzündliche Darmerkrankungen |
Krebserkrankungen | Alle häufige Krebserkrankungen |
Tabelle 1: Liste von Erkrankungen, bei denen das Endocannabinoid-System zunehmend therapeutisch berücksichtigt wird.
Wirkstoffe aus der Cannabispflanze könnten das Endocannabinoid-System bei diesen Erkrankungen unterstützen, weshalb der therapeutische Einsatz von Cannabinoiden wie CBD zunehmend an Bedeutung gewinnt – als Medikament oral eingenommen oder zum Beispiel mit einem Vaporizer inhaliert. Cannabis-Wirkstoffe unterstützen das Endocannabinoid-System in seiner harmonisierenden Wirkung, die zu einem Nachlassen von Beschwerden oder zu Genesung führen könnte. Sie wirken dabei immer ganzheitlich, das heißt, sie fördern die Gesundheit auf verschiedenen Ebenen. Menschen mit Rheuma könnten zum Beispiel nicht nur von der entzündungshemmenden und schmerzstillenden, sondern auch von der stimmungsaufhellenden, schlaffördernden oder angstlösenden Wirkung von Cannabinoiden profitieren.
Nicht nur für Menschen mit manifesten Erkrankungen sollte das Endocannabinoid-System von Interesse sein. Unsere Endocannabinoide machen uns leistungsstark, stressresistent und ausgeglichen. Wer über ein starkes Endocannabinoid-System verfügt, ist gerade in unserem hektischen Alltag von Vorteil. Es könnte uns dabei helfen, unsere Energien auf Wesentliches zu fokussieren und unsere Balance und gute Laune nicht in Stress und Burnout oder sonstiger Belastung zu verlieren. Es hilft uns, uns zu erholen und weniger unter Schmerzen, Ängsten oder Stimmungsschwankungen zu leiden.
Zusammenfassung
Wenn wir unseren Körper ganzheitlich unterstützen wollen, ist es von Vorteil, seine Funktionsweise zu verstehen. Dann könnten wir uns jede Menge Arbeit und auch Geld sparen. Wir brauchen dann nicht für jedes einzelne Organe und für all die verschiedenen Prozesse im zentralen Nervensystem, die für unsere Gesundheit verantwortlich sind, eine eigene Maßnahme. Wenn wir wissen, was diese verschiedenen Abläufe in unserem Körper koordiniert, könnten wir dort zielgerichtet ansetzen.
Das Endocannabinoid-System liefert uns einen wichtigen Ansatzpunkt für eine ganzheitliche Unterstützung unseres Körpers. Es reguliert zentrale psychische, geistige und körperliche Prozesse, die für unsere Gesundheit und Genesung essentiell sind.
Dieser Artikel ist ein Auszug aus unserem Buch „Das Hanf- und CBD-Gesundheitskochbuch„.
2 Kommentare