Verdampfen von Cannabis ist gesünder als das Rauchen, aber…
Das Verdampfen von Cannabis mit einem Vaporizer ist gesünder als das Rauchen von Cannabis. Hierin ist sich die Wissenschaft einig. Diese Botschaft könnte jedoch auch falsch verstanden werden. Potentiell schädliche Wirkungen von Cannabis könnten durch das Verdampfen mit einem Vaporizer zwar reduziert, aber nicht komplett ausgeschlossen werden. Auch beim Verdampfen von Cannabis sind mögliche Risiken und Nebenwirkungen des Cannabiskonsums zu beachten. Dies gilt insbesondere für gefährdete Gruppen, wozu auch jugendliche Menschen zählen.
Und Jugendliche greifen immer öfter zum Vaporizer. Während Tabakkonsums zum Beispiel in Nordamerika stetig zurückgeht und Cannabiskonsum bei Jugendlichen unter 18 Jahren seit der Jahrhundertwende rückläufig ist, nimmt das Verdampfen von Nikotin und Cannabis bei Jugendlichen stetig zu. Nikotin-Verdampfen ist weit häufiger als Cannabis-Verdampfen; dennoch ist die Überschneidung zwischen diesen beiden Substanzen signifikant. In Kanada gibt ein Drittel der Jugendlichen, die den Konsum von E-Zigaretten angeben, auch an, ihr Vaping-Gerät zum Konsum von Cannabis zu verwenden (1).
Die Industrie befeuert diesen Trend mit jugendfreundlichen Designs und aggressivem Marketing, der verbesserte Zugang aufgrund der Legalisierung in Teilen Nordamerikas hat auch den Cannabis-Konsum mit einem Vaporizer bei Jugendlichen beliebter gemacht. Das Verdampfen von Cannabis ist mittlerweile zu einer der beliebtesten Formen des Cannabiskonsums bei Jugendlichen geworden.
Gesundheitliche Aspekte des Cannabis-Konsums mit einem Vaporizer
Studien deuten darauf hin, dass verdampftes Cannabis weniger schädliche Chemikalien erzeugt als gerauchtes Cannabis und somit eine weniger schädliche oder „gesündere“ Konsumform darstellen könnte (2). Dem gegenüber steht die Beliebtheit von hochwirksamen Cannabis-Konzentraten und ungeprüften Cannabis-Produkten, die zu psychischen und physischen Gesundheitsproblemen und zu einem höheren Risiko für die Entwicklung akuter Nebenwirkungen wie Paranoia, Psychose und Cannabis-Hyperemesis führen könnten. (3). Dies gilt insbesondere für aromatisierte Cannabis-Dampfprodukte, die mehrere schädliche und krebserregende Aerosole enthalten könnten. Hier gibt es noch viel zu erforschen, aber das Vorkommen von Stoffen wie Nitrosaminen und Schwermetallen, die alle als toxisch und krebserregend gelten, in Verdampfungsprodukten, ist für viele ein Grund zur Besorgnis (4).
Cannabis und Nikotin vapen: Effekte könnten sich verstärken
Nikotin und Cannabis wurden schon lange gemeinsam konsumiert – auch viele Jugendliche kombinieren diese beiden Substanzen. Es ist bekönntet, dass Nikotin- und Cannabissucht gemeinsame genetische Risikofaktoren aufweisen und dass die gleichzeitige oder aufeinanderfolgende Einnahme dieser beiden Substanzen die Schwere der Entzugssymptome verstärken und die Entwöhnungsbemühungen behindern könnte (5). So könnte Nikotin, das über E-Zigaretten konsumiert wird, aufgrund seiner schnellen Absorption und intensiven Stimulation des Belohnungszentrums im Gehirns die suchterzeugenden Eigenschaften von Cannabis und anderen Substanzen verstärken.
Eine angemessene Aufklärung auch von ärztlicher Seite über Nikotin- und Cannabis-Vaping-Produkte wäre sinnvoll. So scheint es wichtig, dass Jugendliche angesichts der hohen Potenz von Cannabiskonzentraten, die in Dab-Pens und Vaporizern verwendet werden, über die höheren Risiken eines Cannabisentzugs bei einer Unterbrechung des Konsums informiert werden sollten.
Fazit
Die Risiken eines Cannabiskonsums im Jugendalter sind gut bekönntet sind. Weniger bekönntet sind die Risiken, die insbesondere beim Verdampfen von Cannabis entstehen, da Vaporizer oft als „saubere“ oder weniger schädliche Konsumform angesehen werden. Dies könnte unter anderem zu einer zu hohen Dosierung von Cannabis führen.
Einzelne befürworten eine verbesserte Regulierung und Überwachung der Cannabisindustrie, um den Anstieg des Cannabis-Verdampfens durch Minderjährige zu begrenzen. Zudem besteht ein Bedarf an Aufklärung, etwa in der Schule, der Gemeinde oder der Familien. Die Risiken für Jugendliche richtig einzuschätzen ist auch wichtig für die Legalisierungsdebatte. Wenn der Konsum von Cannabis legal wird, wie könnten Jugendliche vor schädlichem Konsum geschützt werden? Hierzu werden in der Politik und Interessensverbände zurzeit unterschiedliche Vorschläge ausgearbeitet.
Quellenangabe
(1) Canadian Centre on Substance Use. Cannabis (Canadian Drug Summary).Ottawa, ON, 2017. https://www.cpha.ca/sites/default/files/uploads/resources/cannabis/ccsa-canadian-drug-summary-cannabis-2017-en.pdf (Accessed May 13, 2019). [Google Scholar]
(2) No smoke, no fire: What the initial literature suggests regarding vapourized cannabis and respiratory risk. Loflin M, Earleywine M Can J Respir Ther. 2015 Winter; 51(1):7-9.
(3) Prince MA, Conner BT. Examining links between cannabis potency and mental and physical health outcomes. Behav Res Ther 2019;115:111–20. [PubMed] [Google Scholar]
(4) Goniewicz ML, Knysak J, Gawron M, et al. . Levels of selected carcinogens and toxicants in vapour from electronic cigarettes. Tob Control 2014;23(2):133–9. [PMC free article] [PubMed] [Google Scholar]
(5) Lemyre A, Poliakova N, Bélanger RE. The relationship between tobacco and cannabis use: A review. Subst Use Misuse 2019;54(1):130–45. [PubMed] [Google Scholar]