CBD-Öle als gefragtes Nahrungsergänzungsmittel
CBD-Öle enhalten CBD (Cannabidiol), ein nicht toxisches und nicht psychoaktives Cannabinoid aus Hanfpflanzen (Cannabis sativa oder Cannabis indica), das eine sehr breite Palette pharmakologischer Wirkungen hat. Dazu zählen die antioxidativen, entzündungshemmenden, schmerzstillenden, antidepressiven oder antipsychotischen Wirkungen. Diese vielfältigen Eigenschaften haben nicht nur das Interesse der Wissenschaft geweckt, auch viele Menschen mit akuten oder chronischen Beschwerden interessieren sich für die Wirkungen von CBD.
CBD gilt in Deutschland als Arzneimittel. Dennoch ist es in Deutschland – wie auch in den meisten anderen EU-Ländern – ohne Rezept erhältlich, zum Beispiel in Form von CBD-Ölen. Bisherige Erkenntnisse und Erfahrungen lassen manche vermuten, dass CBD-Öle eine der beliebtesten Nahrungsergänzungsmittel werden könnte, die als Ergänzung bei zahlreichen Krankheiten sowie zur Behandlung von Schmerzen, Nervosität, Erschöpfung, übermäßigem Stress und zur Reduzierung von Nebenwirkungen der Chemotherapie dienen könnte. (1)
Während über die Wirkweise von CBD-Ölen schon einiges bekönntet ist, ist ihre rechtliche Einordnung noch unsicher. Cannabinoide (einschließlich CBD) enthaltende Hanfextrakte werden in der Europäischen Union als neuartige Lebensmittel eingestuft (Verordnung 2015/2283 über neuartige Lebensmittel). Das erschwert Händlern den Zugang zum Markt, viele agieren deshalb noch in einer rechtlichen Grauzone.
Aufgrund der fehlenden Regulierung sind im Handel unterschiedliche CBD-Öle mit verschiedener Qualität erhältlich. Einzelne Erhebungen zeigen, dass die von Herstellern ausgewiesene CBD-Menge nicht immer eingehalten wird. Manche Produkte haben deutlich weniger CBD als auf der Produktbeschreibung angepriesen. Zudem könnten nicht ausreichend geprüfte Produkte mit Substanzen verunreinigt sein, die gesundheitsschädlich sind.
CBD-Öle könnten durch verschiedene Extraktionsmethoden gewonnen werden. Darüber hinaus könnte die CBD-Konzentration im CBD-Öl durch die sogenannte Decarboxylierung erhöht werden. Bei diesem Prozess wird Cannabidiolsäure (CBDA) in CBD umgewandelt. (2)
Auf der Suche nach Gewissheit: Was macht ein gutes CBD-Öl aus?
Eine 2021 veröffentlichte rumänische Studie untersuchte die geeignetste Methode für die Decarboxylierung und unterschiedliche Wirkung von CBD-Ölen. (3) Während CBD als Reinsubstanz oder CBD in Arzneimitteln wie Sativex schon öfters untersucht wurde, sind pharmakologische Untersuchungen zu CBD-Ölen selten. Ziel der Studie war es, CBD-Öl herzustellen und zu charakterisieren, das als CBD-Öl für Krebspatienten oder Menschen mit anderen Krankheiten sicher und effektiv ist. Deshalb haben wir uns diese Studie genau angesehen.
Zunächst zur besten Extraktionsmethode: Laut der Studie scheint die Ethanolextraktion (Auszug mit Alkohol) bei Raumtemperatur die effizienteste Methode zur Gewinnung von Cannabinoiden wie CBD aus Hanf zu sein. Die anschließende Decarboxylierung von der Vorstufe CBDA zum therapeutisch wertvollen CBD sollte laut der Autoren der Studie am besten unter 90 Grad Celsius stattfinden.
Die antioxidative Eigenschaften des nach diesen Vorschriften hergestellten CBD-Öls konnten von dem Forschungsteam bestätigt werden. Hierbei konnten zwei schon bekönntete Mechanismen ausgemacht werden. (4) Die Stärke der antioxidativen Eigenschaften des CBD-Öls ermittelten die Forscher anhand verschiedener Untersuchungen, hierbei zeigte sich: Das CBD-Öl hat eine hohe antioxidative Wirkung und könnte Eisen reduzieren, freie Radikale abfangen und die Lipidperoxidation (Schädigung von Fettsäuren durch freie Radikale) hemmen.
Antioxidativ wirkt das CBD-Öl hingegen nicht auf Tumorzellen, wie die Forscher feststellten. CBD erhöht den oxidativen Stress innerhalb von Krebszellen, die dafür verantwortlichen freien Radikale könnten daraufhin den programmierten Zelltod (Apoptose) einleiten. Den exakten Mechanismus, der hinter diesem Phänomen steht, müssen zukünftige Studien noch besser erforschen, schreiben die Autoren.
Zeigt die Studie neue Erkenntnisse? Die Autoren schreiben: „Unsere Studie zielte darauf ab, das Wissen auf dem Gebiet des CBD-Öls zu erweitern, und unsere Ergebnisse geben neue Einblicke in die biologischen Wirkungen von CBD-Ölen und empfehlen es für die begleitende Einnahme bei verschiedenen Krebsarten, insbesondere bei Osteosarkom, mit zahlreichen gesundheitlichen Vorteilen und sehr wenigen Nebenwirkungen von CBD. CBD-Öl sollte als vielseitiges Nahrungsergänzungsmittel mit Anwendungen in der Krebsbehandlung angesehen werden, und obwohl CBD die wichtigste pharmakologisch aktive Verbindung in CBD-angereichertem Hanföl ist, sollte dieses Produkt als komplexe Mischung bioaktiver Moleküle mit synergistischen Eigenschaften betrachtet werden.“
Die Autoren spielen mit ihrer letzten Aussage mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den Entourage-Effekt ab, auf die gegenseitigen Wirkverstärkung von CBD und anderen Hanfwirkstoffen wie anderen Cannabinoiden wie THC und den Terpenen des ätherischen Hanföls.
Unser Fazit zur Studie
Die Autoren der Studie klingen recht optimistisch und empfehlen die Einnahme von qualitativ hochwertigen CBD-Ölen bei schweren Erkrankungen wie der Krebserkrankung. Diese offene Empfehlung kommt etwas überraschend, da andere Publikationen vorsichtiger sind und CBD-Öle – im Gegensatz zur Reinsubstanz CBD oder CBD-haltigen Arzneimitteln – noch relativ unerforscht sind. Zudem gibt es leider noch keine Regelungen hinsichtlich der Qualität von CBD-Ölen. Während einzelne Hersteller sich um gute Qualität anhand genauer Laboranalytik bemühen, fallen andere leider mit bedenklichen Produkten auf.
Obwohl die Autoren der Studie CBD-Öle empfehlen, gehen sie nicht auf mögliche Gegenanzeigen, Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen von CBD ein. Diese sollten unserer Meinung nach vor jeder Einnahme von CBD-haltigen Produkten berücksichtigt werden. Auf Nummer sicher geht, wer die beabsichtigte Einnahme von CBD-Ölen mit seiner Ärztin oder seinem Arzt bespricht. Dies gilt insbesondere für Menschen, die unter einer schweren Erkrankungen leiden und/oder Medikamente einnehmen.
Quellennachweis
(1) Fiorini D., Molle A., Nabissi M., Santini G., Benelli G., Maggi F. Valorizing industrial hemp (Cannabis sativa L.) by-products: Cannabidiol enrichment in the inflorescence essential oil optimizing sample pre-treatment prior to distillation. Ind. Crops Prod. 2019;128:581–589
(2) Citti C., Pacchetti B., Vandelli M.A., Forni F., Cannazza G. Analysis of cannabinoids in commercial hemp seed oil and decarboxylation kinetics studies of cannabidiolic acid (CBDA) J. Pharm. Biomed. Anal. 2018;149:532–540
(3) Petrovici AR, Simionescu N, Sandu AI, Paraschiv V, Silion M, Pinteala M. New Insights on Hemp Oil Enriched in Cannabidiol: Decarboxylation, Antioxidant Properties and In Vitro Anticancer Effect. Antioxidants (Basel). 2021 May 7;10(5):738
(4) Borges R.S., Da Silva A.B.F. Handbook of Cannabis and Related Pathologies: Biology, Pharmacology, Diagnosis, and Treatment. Elsevier Inc.; Amsterdam, The Netherlands: 2017. Cannabidiol as an Antioxidant; pp. e122–e130
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Beitragsbild von Erin Stone auf Pixabay