könnte CBD bei Eierstockkrebs helfen?
Auch Patientinnen mit Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) interessieren sich für die krebswidrigen Wirkungen von Cannabidiol (CBD), auch wenn dazu noch keine aussagekräftigen Studien vorliegen. Forschung und Patienten beschäftigen in erster Linie die Wirkungen von CBD bei Hirntumoren, auch der mögliche Nutzen von CBD bei Brustkrebs wird rege diskutiert. Aufgrund der antitumoralen Eigenschaften interessieren sich auch Patienten mit anderen Krebsformen für eine mögliche ergänzende Therapie mit CBD. So auch Patientinnen mit Eierstockkrebs. Dass CBD auch bei Eierstockkrebs eine Wirkung haben könnte, darauf lässt bis heute erst eine Zellstudie schließen. Eierstockkrebszellen bilden einen spezifischen Rezeptor aus, der den Namen GPR55 trägt. GPR55 zählt mittlerweile zum sogenannten Endocannabinoid-System, einem komplexen System aus Botenstoffen, den sogenannten Endocannabinoiden, und entsprechenden Rezeptoren. Über das Endocannabinoid-System entfalten auch die Hauptwirkstoffe des Cannabis, also Cannabinoide wie CBD, ihre Wirkung. GPR55 wird von CBD blockiert, über diesen Wege wäre eine Beeinflussung des Stoffwechsels von Ovarialkrebszellen denkbar. (1)
Ob diese Wirkung ausreicht, Eierstockkrebszellen nicht nur im Labor, sondern auch beim Menschen entscheidend zu schwächen, könnte noch nicht gesagt werden. Dafür fehlt noch die entsprechende Forschung. Im August 2019 wurde eine Fallstudie veröffentlicht, bei der CBD in Kombination mit Laetril, einer halbsynthetischen Variante von Amygdalin, zu einem beeindruckenden Rückgang der Tumormasse führte. Diese Fallstudie wollen wir nun näher betrachten.
Eierstockkrebs: späte Diagnose sorgt für hohe Sterblichkeit
Eierstockkrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung der weiblichen Geschlechtsorgane nach dem Gebärmutterkrebs (Endometriumkarzinom) und dem Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Im Vergleich zu den letzten beiden hat Eierstockkrebs leider die schlechteste Prognose und spricht nicht immer auf die schulmedizinische Therapie an. Daraus ergibt sich eine hohe Mortalität.
Im Schnitt erkranken jedes Jahr rund 9000 Frauen in Deutschland an Eierstockkrebs. Die Tumore werden leider meist erst entdeckt, da sie keine spezifischen Beschwerden machen, daneben existieren keine wirksamen Maßnahmen zur Früherkennung von Eierstockkrebs.
Ovarialkarzinome gehen vom Drüsen- und Deckgewebe der Eierstöcke aus. Man unterscheidet je nach Zelltyp:
– Seröses-papilläres Zystadenokarzinom
– endometroides Karzinom
– Muzinöses Zystadenokarzinom (10 %)
– Klarzellkarzinom
Daneben treten auch gutartige Tumore der Eierstöcke auf.
Je nach Verlauf und Art der Erkrankungen stehen verschiedene Therapien zur Verfügung. Dazu zählt die Operation, die Chemotherapie und die Antikörpertherapie. (2)
„Spektakuläre Reaktion“: CBD und Laetril bei Eierstockkrebs in Fallstudie
Drei Ärztinnen aus San Diego, Kalifornien, veröffentlichten im August 2019 ein aus ihrer Sicht spektakuläres Fallbeispiel. Die im Fallbeispiel vorgestellte Patientin war 81 Jahre alt, als bei ihr 2017 ein seröses Ovarialkarzinom (low grade) festgestellt wurde. Die Tumorzellen wiesen sowohl Östrogen-, als auch Progesteronrezeptoren auf. Die Patientin verzichtet nach einem intensiven ärztlichen Gespräch auf die schulmedizinische Behandlung, da sie schwere Einbußen für ihre Lebensqualität befürchtete. Sie entschied sich für eine alternative Therapie, die aus der tägliche Einnahme von CBD (Dosierung leider nicht erwähnt) und 500 mg Laetril bestand.
Bald darauf verzeichneten Ihre ÄrztInnen einen erstaunlichen Verlauf: Die Werte des für Ovarialkrebs typischen Tumormarkers Cancer-Antigen 125 (CA-125) sanken innerhalb eines Monats um die Hälfte, von 46 im Mai 2017 auf 22. Ab Oktober waren die Werte konstant zwischen 10 und 15. Im Juli 2017 zeigte sich im CT ein deutlicher Rückgang der Tumormasse. Der Rückgang setzte sich fort und konnte auch im November 2017 und schließlich auch im Dezember 2018 festgestellt werden. Innerhalb eines halben Jahres ab März 2017 war die Tumormasse von knapp 6 mal 5 Zentimetern auf 1,6 mal 1,6 Zentimeter geschrumpft. Die Patientin hatte während der ganzen Zeit keine Beschwerden. (3)
Dieses Fallbeispiel ist in der Tat spektakulär. Normalerweise ist die Prognose für Patientinnen mit einem low grade serösen Ovarialkarzinom nicht besonders gut. Die aktuellen Therapieempfehlungen bestehen aus Chemotherapie (meist Taxane und Cisplatin) und Hormontherapie zeigen nicht immer den gewünschten Erfolg. Ob der erstaunliche Rückgang mit der Einnahme von CBD und Laetril in Verbindung steht, könnte nicht eindeutig belegt werden. (4)
Ein Wort zu Amygdalin/Laetril als alternative Krebsmedikamente
Immer wieder wird in alternativmedizinischen Kreisen von der angeblich guten Wirkung von Amygdalin (Laetril, „Vitamin B17“) bei Krebs berichtet. Amygdalin könnte die hochgiftige Blausäure abspalten, welche Krebszellen zum Absterben bringen soll. Gesunde Zellen sollen von der giftigen Wirkung von Blausäure verschont bleiben, da fälschlicherweise oft behauptet wird, dass nur Krebszellen das entscheidende Enzym zur Abspaltung der Blausäure besitzen würden. Das stimmt nicht, auch gesunde Zellen besitzen das Enzym β-Glucosidase, wodurch es bei der Einnahme von Amygdalin zur Schädigung gesunder Zellen und damit zu Vergiftungserscheinungen kommen könnte.
Bisherige klinische Studien konnten die in Amygdalin gesetzten Hoffnungen nicht bestätigen. Bei einer klinischen Studie aus dem Jahre 1982 zeigte Amygdalin keine Wirkung bei 178 der teilnehmenden Krebspatienten. Bei einzelnen Teilnehmern traten hingegen Symptome der potentiell gefährlichen Blausäurevergiftung auf. (5) Zwei Auswertungen der bisherigen Forschung zu Amygdalin bei Krebs aus den Jahren 2006 und 2011 sahen keinen therapeutischen Nutzen von Amygdalin bei Krebspatienten, wohingegen auf die möglichen gesundheitlichen Gefahren hingewiesen wurde und von einer Einnahme abgeraten wurde. (6)(7) Die Apothekerkammer Westfalen äußerst sich unter anderem folgendermaßen zum Verzehr bitterer Aprikosenkerne: „In verschiedenen Medien wurden sie als Alternativmedizin gegen Krebs empfohlen – wissenschaftlich ist dies nicht gesichert. Aprikosenkerne sind nach jetzigem Wissensstand als gesundheitsgefährdende Lebensmittel einzustufen und nicht als medizinisch wirksame Arzneimittel.“
Laetril ist in Deutschland nicht als Arzneimittel zugelassen.
CBD bei Eierstockkrebs einsetzen? Das könnten Sie tun
CBD ist eine interessante Option für Krebspatienten. Es könnte bei einer Reihe von Nebenwirkungen und Beschwerden, die im Rahmen einer Krebserkrankung und deren Therapie auftreten, hilfreich sein. Zudem bestehen berechtigte Hoffnungen, dass CBD bei vielen Krebsformen die Tumorzellen entscheidend schwächen könnte. Ob dies auch bei Eierstockkrebs der Fall ist, müssen zukünftige Studien erst zeigen. Die besprochene Fallstudie zeigte zumindest schon einmal vielversprechende Ergebnisse. Wer CBD einnehmen möchte, sollte dies unbedingt vorher mit seinen Onkologen besprechen. So könnten unerwünschte Nebenwirkungen und Wechselwirkungen von CBD mit schulmedizinischen Therapien vermieden werden. Eine im Oktober 2020 veröffentlichte Auswertung kommt zum Schluss, dass weder für Cannabis noch für THC oder Cannabidiol klinische Daten vorliegen, die ihren Einsatz als Krebsmedikament rechtfertigen würden.
Die Einnahme von CBD wird in der Regel gut vertragen, da CBD nicht toxisch wird. Dasselbe gilt nicht für Amygdalin/Laetril. Daher raten wir von der eigenmächtigen Einnahme von Amygdalin-haltigen Nahrungsmitteln wie bitteren Aprikosenkerne oder Nahrungsergänzungsmitteln ab. Deren Einnahme gilt nicht nur gemäß dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) als bedenklich. Ein Therapieversuch mit Laetril oder Amygdalin-haltigen Produkten darf nur nach Absprache mit den behandelnden OnkologInnen begonnen werden.
Quellennachweis
(1) Piñeiro R., Maffucci T., Falasca M. The putative cannabinoid receptor GPR55 defines a novel autocrine loop in cancer cell proliferation. Oncogene. 2011;30:142–152.
(2) Eisenhauer EA. Real-world evidence in the treatment of ovarian cancer. Ann
Oncol. 2017 Nov 1;28(suppl_8):viii61-viii65
(3) Barrie AM, Gushue AC, Eskander RN. Dramatic response to Laetrile andcannabidiol (CBD) oil in a patient with metastatic low grade serous ovariancarcinoma. Gynecol Oncol Rep. 2019 May 17;29:10-12
(4) Grisham R.N., Iyer G. Low-grade serous ovarian Cancer: current treatment paradigms and future directions. Curr. Treat. Options in Oncol. 2018;19
(5) C. G. Moertel et al.: A clinical trial of amygdalin (Laetrile) in the treatment of human cancer. In: N. Engl. J. Med. 306(4), 1982, S. 201–206
(6) Thilo Bertsche, Martin Schulz: Amygdalin – ein neues altes Krebsmittel? In: Pharmazeutische Zeitung. 24. April 2003
(7) S. Milazzo et al.: Laetrile for cancer: a systematic review of the clinical evidence. In. Supportive Care in Cancer. 15(6), 2006, S. 583–595
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