Ein neues Fallbeispiel eines Krebspatienten, der Cannabidiol (CBD) einnahm
Die Wirkstoffe von Cannabis, die sogenannten Cannabinoide, könnten das Krebswachstum hemmen. Zu den Cannabinoiden zählt auch das nicht psychoaktive Cannabinoid Cannabidiol (CBD). Jüngste Forschungen konnten unter anderem zeigen, dass CBD bei Hirntumoren wie dem Glioblastom hilfreich sein könnte. könnten auch Patienten mit Lungenkrebs von der Einnahme von CBD profitieren? Dies ist eine interessante Frage, der die Autoren einer 2019 veröffentlichten Fallstudie nachgehen. Sie schildern den Fall eines älteren Patienten, der aufgrund seines hohen Alters die konventionelle Krebsbehandlung ablehnte. Trotzdem ging er regelmäßig zu Untersuchungen. Bei diesen stellten die Ärzte fest, dass die Tumormasse in der Lunge und den betroffenen Lymphknoten sich rapide verkleinerte. Dieser erstaunliche Rückgang bringen die Autoren der Fallstudie mit der Einnahme von CBD in Verbindung. Der Mann hatte CBD seit einem Jahr nach seiner Krebsdiagnose regelmäßig eingenommen.
Cannabidiol (CBD) bei Lungenkrebs: das ist bisher bekönntet
CBD ist ein nicht psychoaktives Cannabinoid, das in der Hanfpflanze (Cannabis sativa) vorkommt. CBD wird mittlerweile bei einer Reihe von Erkrankungen eingesetzt, so etwa bei Angsterkrankungen, Reizdarm, Epilepsie oder entzündlichen Erkrankungen. (1) Interessant könnte CBD auch für Krebspatienten sind. Es zeigte in Versuchen krebswidrige Eigenschaften. Darunter waren auch verschiedene Studien mit Lungenkrebszellen. In diesen zeigte sich, dass CBD auf verschiedenen Wegen Lungenkrebszellen und auch deren Metastasen zum Absterben bringen könnte. Unter anderem löst CBD den Zelltod (Apoptose) in den Krebszellen aus. (2)(3)(4)(5)
Viele Patienten, die an Lungenkrebs leiden, setzen nun ihre Hoffnung auf CBD. Dies ist verständlich, schließlich sind die Heilungschancen von Lungenkrebs verglichen mit anderen Krebsformen trotz der Fortschritte der Medizin oft nicht besonders groß.
Der Fallbericht: die Rückgang des Lungenkrebs unter Einnahme von CBD
Die interessante Fallbeschreibung beginnt im Herbst 2016. Ein älterer Mann begibt sich mit Atemnot zu den Ärzten. Diese stellen Lungenkrebs (T1c N3 M0) fest, ein Adenokarzinom mit einem Durchmesser von 2,5 Zentimetern. Mehrere Lymphknoten sind bereits befallen. Die Krebszellen sind stark positiv für Zytokeratin 7 (CK7), den thyroidalen Transkriptionsfaktor 1 (TTF-1) und zeigten eine leichte Ausbildung von Östrogenrezeptoren.
Der Mann ist ehemaliger Raucher. Er hatte 15 Jahre seines Lebens geraucht, zur Zeitpunkt der Diagnose ist er aber schon 45 Jahre rauchfrei. Dem Mann wird eine Strahlen- und eine Chemotherapie angeboten. Er lehnt beides ab, da er aufgrund seines Alters Einbußen für seine Lebensqualität befürchtet.
Bei den Kontrolluntersuchungen stellen die Ärzte ab dem November 2017 einen starken Rückgang der Tumormasse im Lungengewebe und den Lymphknoten fest. Im Januar 2018 ist der Krebs nur noch schwach erkennbar. Diesen Rückgang könnten sich die Ärzte nicht erklären. Auf die Frage, ob er eigenständig irgendwelche Therapien begonnen hat, teilt er ihnen mit, seit September 2017 ein CBD-Öl einzunehmen. Zunächst nimmt er nur 2,5 mg CBD pro Tag ein, steigert die Dosis aber auf 12 mg. Damit scheint es ihm gut zu gehen, er fühlt sich nicht krank. Nebenwirkungen traten – bis auf leichte Übelkeit aufgrund des bitteren Geschmacks des CBD-Öls – keine auf. (6)
Unsere Beurteilung
Die Fallgeschichte ist beeindruckend. Vergleichbare Fälle von Lungenkrebs haben oft eine schlechte Prognose. Ein solch gut dokumentierter Rückgang der Tumormasse ohne schulmedizinischer Behandlung ist selten. Die Fallgeschichte legt nahe, dass CBD für das Absterben der Krebszellen verantwortlich ist. Dies erscheint plausibel, da der Patienten keine anderen Therapien in Anspruch nahm und weder seine Lebensgewohnheiten noch seine Ernährungsweise änderte. Das beachtliche Resultat erscheint auch aufgrund der bisherigen Erkenntnisse aus der Forschung plausibel. Diese zeigten, dass CBD auf verschiedenen Wegen das Wachstum von Krebszellen und auch von Lungenkrebszellen hemmen könnte.
Leider erfahren wir nicht, ob es sich bei dem CBD-Öl um ein reines CBD-Öl handelte, oder ob es neben CBD noch weitere Inhaltsstoffe der Hanfpflanze enthielt. Dies wäre für eine genauere Beurteilung wichtig.
Von einer kompletten Heilung des Krebses in dieser Fallstudie würden wir noch nicht sprechen. Dafür wäre es interessant zu erfahren, wie es dem Mann in den nächsten Jahren geht.
Das könnten Sie tun
Aussagekräftige klinische Studien, die das Potential von CBD als Krebsmedikament beurteilen ließen, fehlen bis jetzt leider. So könnte im Moment nicht gesagt werden, dass CBD bei vergleichbaren oder anderen Krebsfällen ähnlich gut wirkt. Es mehren sich jedoch positive Fallstudien, bei denen CBD bei Krebspatienten getestet wird.
Wichtig zu beachten: Auch einzelne positive Fallbeispiele wie das besprochene machen CBD zu keiner Alternative zur schulmedizinischen Krebstherapie. Trotzdem könnte die Einnahme von CBD für Krebspatienten hilfreich sein. CBD lindert viele typische Beschwerden und Nebenwirkungen, die mit einer Krebserkrankung einhergehen. Zudem scheint es in einzelnen Fallbeispielen die Heilungschancen zu steigern und die Krebszellen anfälliger für die schulmedizinische Therapien zu machen. Eine im Oktober 2020 veröffentlichte Auswertung kommt zum Schluss, dass weder für Cannabis noch für THC oder Cannabidiol klinische Daten vorliegen, die ihren Einsatz als Krebsmedikament rechtfertigen würden.
Setzen Sie Ihre Onkologen davon in Kenntnis, wenn Sie CBD einnehmen wollen. So könnten mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen von CBD mit anderen Medikamenten vermieden werden. CBD-Öle sind eine beliebte Einnahmeform. Unter bestimmten Umständen könnte die Kostenübernahme von CBD bei der Krankenkasse beantragt werden.
Quellennachweis
(1) Rong C, Lee Y, Carmona NE, Cha DS, Ragguett RM, Rosenblat JD, Mansur RB, Ho
RC, McIntyre RS. Cannabidiol in medical marijuana: Research vistas and potential opportunities. Pharmacol Res. 2017 Jul
(2) Choi WH, Park HD, Baek SH, et al. Cannabidiol induces cytotoxicity and cell death via apoptotic pathway in cancer cell lines. Biomol Ther 2008; 16: 87–94
(3) Ramer R, Rohde A, Merkord J, et al. Decrease of plasminogen activator inhibitor-1 may contribute to the anti-invasive action of cannabidiol on human lung cancer cells. Pharm Res 2010; 27(10): 2162–2174
(4) Preet A, Qamri Z, Nasser MW, et al. Cannabinoid receptors, cb1 and cb2, as novel targets for inhibition of non–small cell lung cancer growth and metastasis. Cancer Prev Res (Phila) 2011; 4(1): 65–7
(5) Ramer R, Bublitz K, Freimuth N, et al. Cannabidiol inhibits lung cancer cell invasion and metastasis via intercellular adhesion molecule-1. FASEB J 2012; 26(4): 1535–1548
(6) Sulé-Suso J, Watson NA, van Pittius DG, Jegannathen A. Striking lung cancerresponse to self-administration of cannabidiol: A case report and literaturereview. SAGE Open Med Case Rep. 2019 Feb 21;7
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