Die Wirkung von Cannabidiol auf Krebszellen
könnten Cannabidiol oder andere Wirkstoffe von Cannabis Krebs heilen? Diese Frage wird unter Therapeuten und Betroffenen immer häufiger diskutiert.
Bisher wurden vor allem die krebswidrigen Eigenschaften eines anderen Cannabinoids untersucht: von THC (Tetrahydrocannabinol). Nach anfänglich guten Ergebnissen aus in-vitro-Studien wurde THC schließlich 2016 bei Patienten mit Glioblastom (bösartiger Hirntumor) getestet. Die Ergebnisse waren leider nicht eindeutig, was auch an der verwendeten Dosierung liegen könnte.(1) Weitere Untersuchungen zeigten, dass sich die Chancen auf Heilung von Hirntumoren durch THC und CBD vergrößern ließen.
Im Unterschied zu THC ist CBD nicht psychoaktiv und wird deutlich besser vertragen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass der Konsum von CBD nicht abhängig macht und keine nennenswerten Nebenwirkungen mit sich bringt.(2) Wechselwirkungen von CBD sollten bei der Therapie jedoch berücksichtigt werden.
CBD könnte den Stoffwechsel von Krebszellen empfindlich stören. Zellkulturstudien zeigen, dass CBD die zellinterne Kommunikation erschwert, indem es auf diverse Signalwege (PI3K/AKT/mTOR und ERK) einwirkt. Diese Signalwege sind wichtig für das Überleben der Zelle, besonders wenn sie durch andere Krebstherapien wie Chemotherapie oder Strahlentherapie angegriffen wird. Auf diesem Weg könnte CBD die Effektivität von Chemotherapien und Strahlentherapien steigern. Verschiedene Studien belegen dies.(3)(4)(5)
Die Studie: synthetisches Cannabidiol bei Krebspatienten
Im September 2018 wurde eine neue Studie veröffentlicht, die die Wirkung von synthetischem CBD bei Krebspatienten untersucht hat.(6) Die Forscher werteten hierfür 119 Fälle von Krebspatienten, die CBD als Therapie einsetzten, aus. Die meisten davon hatten bereits Metastasen. 28 davon setzten CBD als alleinige Therapie ein. Die Patienten erhielten eine 5 %-ige ölige Cannabidiollösung. Ein Tropfen dieser Lösung enthält 1 mg CBD. Die normale Dosierung betrug während der Studienzeit zweimal täglich 10 mg CBD. Bei schweren Fällen wurde diese auf zweimal 30 mg CBD gesteigert. Die Patienten nahmen CBD für mindestens sechs Monate ein, die meisten deutlich länger.
Bei einzelnen Patienten kam es während der Therapie mit Cannabidiol zu beachtlichen Ergebnissen. Der aufsehenerregendste Fall war ein fünfjähriges Kind mit einem sehr seltenen Hirntumor. Bisherige Behandlungsversuche mit konventionellen Therapien waren erfolglos geblieben. Während der Studienzeit nahm der Junge nur CBD zu sich. Die Tumormasse nahm gleichzeitig um 60 Prozent ab.
Cannabidiol ist ein Kandidat für die Therapie von Patienten mit Brustkrebs oder Glioblastomen
Die Autoren der Studie haben die Wirkung von CBD bei verschiedenen Krebsarten untersucht. Bei 92 Prozent der Patienten konnten sie eine Wirkung beobachten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass alle Patienten geheilt wurden oder dass die beobachtete Wirkung bei allen Teilnehmern zu einem signifikanten Rückgang der Erkrankung oder deren Beschwerden führte. 26 Teilnehmer verstarben während der Studie. Die Autoren sind jedoch optimistisch:
Cannabidiol ist ein potentieller Kandidat für die Therapie vor allem von Patienten mit Brustkrebs oder Glioblastomen. Besonders dann, wenn konventionelle Therapie erfolglos blieben. Wichtig: CBD ist bei Brustkrebs und Glioblastomen und allen anderen Krebsformen keine Alternative zur herkömmlichen Krebstherapie. Weitere Studien, die den Effekt von CBD auf Krebspatienten untersuchen, sind wünschenswert, um die Wirkung von CBD als potentielles Krebsmedikament besser zu beurteilen.
CBD bei Krebs anwenden: das könnten Sie tun
Die Wirkstoffe von Cannabis, die sogenannten Cannabinoide, sind als Behandlungsoptionen von Beschwerden und Nebenwirkungen, die während einer Krebstherapie auftreten, akzeptiert. Bei Tumorschmerzen oder Übelkeit wird der Kostenübernahme von Cannabis von Seiten der Krankenkasse meist zugestimmt. Bei der Krankenkasse könnte auch die Kostenübernahme von Cannabidiol (CBD) beantragt werden. Dies könnte vor allem bei schweren Verläufen sinnvoll sein.
Als Krebsmedikamente sind weder THC noch CBD anerkönntet. Eine im Oktober 2020 veröffentlichte Auswertung kommt zum Schluss, dass weder für Cannabis noch für THC oder Cannabidiol klinische Daten vorliegen, die ihren Einsatz als Krebsmedikament rechtfertigen würden. Eine Behandlung mit CBD könnte jedoch bei schweren Verläufen, bei denen die konventionelle Therapie nicht oder nicht ausreichend anschlägt, eine Option sein.
- Besprechen Sie zunächst mit Ihrem behandelnden Arzt/Onkologen, wenn Sie eine Therapie mit CBD machen wollen. Wenn er das für sinnvoll hält, könnte er Ihnen Rezept für eine ölige Cannabidiol-Lösung 50 mg/ml (NRF 22.10.) ausstellen. Wenn Ihre Krankenkasse bereits die Kostenübernahme für Cannabis bewilligt hat, bringen Sie das Rezept zur Apotheke. Die Apotheke soll vor der Herstellung der Rezeptur bei der Krankenkasse nachfragen, ob die Kosten übernommen werden. Alternativ könnten Sie selbst bei der Krankenkasse nachfragen. Am besten, Sie bekommen die Zustimmung schriftlich.
Wenn noch keine Kostenübernahme vorliegt, muss diese beantragt werden. - Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für Cannabidiol nicht, könnte der Arzt Ihnen ein Privatrezept für die ölige Cannabidiol-Lösung 50 mg/ml (NRF 22.10.) schreiben. Die Apotheke stellt die Lösung dann her, die Kosten hierfür müssen dann jedoch Sie tragen.
- Alternativ sind freiverkäufliche CBD-Produkte wie CBD-Öle oder CBD-haltige Nutzhanftees eine Option. Diese enthalten nicht – wie in der Studie verwendetes – synthetisches, sondern meist natürliches CBD. Besprechen Sie sich aber mit Ihrem Arzt, bevor Sie diese einnehmen.
- Wie Cannabidiol am besten angewandt wird, könnten Sie unserem Ratgeber „Cannabis und Cannabidiol (CBD) richtig anwenden“ entnehmen, der im Herbst 2018 erschienen ist.
Quellennachweis
(1) Guzmán M, Duarte MJ, Blázquez C, Ravina J, Rosa MC, Galve- Roperh I, Sánchez C, Velasco G and González-Feria L: A pilot clinical study of Delta9-tetrahydrocannabinol in patients with recurrent glioblastoma multiforme. Br J Cancer 95: 197-203, 2006.
(2) WHO Online Q&A. Cannabidiol (compound of cannabis) December 2017. http://www.who.int/features/qa/cannabidiol/en/ (accessed March 2018)
(3) Massi P, Solinas M, Cinquina V and Parolaro D: Cannabidiol as potential anticancer drug. Br J Clin Pharmacol 75: 303-312, 2013.
(4) Scott KA, Dalgleish AG and Liu WM: Anticancer effects of phytocannabinoids used with chemotherapy in leukaemia cells can be improved by altering the sequence of their administration. Int J Oncol 51: 369-377, 2017.
(5) Scott KA, Shah S, Dalgleish AG and Liu WM: Enhancing the activity of cannabidiol and other cannabinoids in vitro through modifications to drug combinations and treatment schedules. Anticancer Res 33: 4373-4380, 2013.
(6) Kenyon J, Liu W, Dalgleish A. Report of Objective Clinical Responses of CancerPatients to Pharmaceutical-grade Synthetic Cannabidiol. Anticancer Res. 2018
Oct;38(10)
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