Krebsbedingte Erschöpfung ist eine häufige Beschwerde
Erschöpfungszustände (Synonym gebräuchlich: Fatigue) zählen zu den häufigsten und gleichzeitig zu den stark belastenden Begleitbeschwerden einer Krebserkrankung. Dieses Phänomen fand in den letzten Jahrzehnten wenig Beachtung. Heute findet ein Umdenken statt. Denn die Tumor-Fatigue geht nicht nur mit starken Einschränkungen der Lebensqualität einher, sie könnte sich auch negativ auf die Prognose der Krebserkrankung auswirken. Zudem ist sie sehr häufig: Schätzungen zufolge leidet ein Drittel der Krebspatienten darunter. Die genaue Ursache für die schweren Erschöpfungszustände während einer Krebserkrankung sind noch nicht zur Gänze geklärt. In Verdacht stehen Entzündungsprozesse und Fehlsteuerungen im Hormonsystem, im Immunsystem und im Stoffwechsel der Neurotransmitter. Daneben könnten soziale, emotionale und psychische Faktoren die Erschöpfung verstärken.
Typische Eigenschaften der Tumor-Fatigue
Zu den typischen Eigenschaften der Tumor-Fatigue zählen:
• Körperliche, seelisch und mentale Symptome möglich: Der Patient leidet an einer Energielosigkeit, die sich auf verschiedenen Ebenen zeigen könnte. Auf der körperlichen Ebene durch Müdigkeit, Muskelschwäche und Leistungsminderung. Auf der mentalen Ebene durch Konzentrations-, Wortfindungs- oder Gedächtnisstörungen. Auf der psychischen Ebene durch Desinteresse, Antriebslosigkeit, Lustlosigkeit und depressive Stimmungslage.
• Unverhältnismäßigkeit der Erschöpfung: Die Erschöpfung steht in keinem normalen Verhältnis zu vorangegangenen Aktivitäten. Geringste Beanspruchungen könnten zu unverhältnismäßig schwerer Energielosigkeit führen.
• Keine oder geringe Besserung durch Erholung: Auch intensive Erholungs- und Ruhephasen führen zu keiner oder nur geringer Besserung der Symptome.
Mittlerweile wird dazu geraten, Erschöpfungszustände, die im Rahmen einer Krebserkrankung auftreten, so früh wie möglich zu behandeln. So könnte dafür Sorge getragen werden, dass sich die Auswirkungen der Erschöpfung auf die Lebensqualität und die Prognose der Erkrankung im Rahmen hält.
Zudem könnte durch die frühe Behandlung der Erschöpfung einer möglichen Chronifizierung der Beschwerden entgegengewirkt werden. Sowohl schulmedizinische, als auch psychologische und naturheilkundliche Maßnahmen könnten zur Behandlung der Tumor-Fatigue eingesetzt werden.
Hochdosiertes Vitamin C bei Tumor-Fatigue
Vitamin C (Ascorbinsäure) ist für den menschlichen Stoffwechsel unverzichtbar. Es wird unter anderem für den Eiweißaufbau, die körpereigene Abwehr und im Fett- und Energiestoffwechsel benötigt.
Da der menschliche Körper Vitamin C nicht selbst herstellen könnte, muss er es über die Nahrung aufnehmen. Ein normaler Vitamin-C-Bedarf könnte problemlos über eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Obst und Gemüse gedeckt werden. In Zeiten hohen Bedarfs, zum Beispiel beim Hochleistungssport, bei Dauerstress oder bei Infekten, könnte eine zusätzliche Einnahme von Vitamin-C-Präparaten hilfreich sein.
Bei der Tumor-Fatigue könnten vor allem die erschöpfungswidrigen Eigenschaften des Vitamins den Patienten zugutekommen. Diese Eigenschaften wurden unter anderem bereits in Studien mit Berufstätigen, Sportlern und Personen mit einem infektassoziertem Chronic Fatigue Syndrom unter Beweis gestellt.
Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass besonders hohe Dosen an Vitamin C (ab 7,5 Gramm pro Tag) Erschöpfungssymptome bei Krebspatienten bessern könnten. Da die Aufnahme des Vitamins über den Darm begrenzt ist, werden zum Verabreichen solch hoher Dosen fast ausschließlich Vitamin-C-Hochdosis-Infusionen verwendet.
Hierbei werden dem Körper mittels Infusionen hohe Dosen an Vitamin C intravenös zugeführt. Diese Behandlung ist weitesgehend frei von Nebenwirkungen.
Das sagen bisherige Studien
An einer 2011 veröffentlichten Studie, die den Effekt von Vitamin-C-Infusionen bei 125 Brustkrebspatientinnen untersuchte, beteiligten sich 15 deutsche Arztpraxen. Die Teilnehmerinnen dieser Studie berichteten von einem deutlichen Zuwachs der Lebensqualität durch die Vitamin-C-Infusionen.
Verschiedene Beschwerden besserten sich deutlich. Unter anderem auch die Erschöpfungssymptome, unter denen beinahe alle Teilnehmerinnen litten [1]. Die Ergebnisse dieser Studie decken sich mit anderen Untersuchungen, bei denen bei einer Behandlung mit hochdosiertem Vitamin C ebenfalls eine deutliche Abnahme der Tumor-Fatigue bei Krebspatienten nachgewiesen wurde [2][3].
Die Autoren aller drei aufgeführten Studien führen die beobachteten Effekte vor allem auf die Bedeutung des Vitamins als Radikalenfänger zurück. Daneben dürften noch andere Eigenschaften des Vitamins eine Rolle spielen. Vitamin C wirkt in hohen Dosen leicht stimmungsaufhellend und erleichtert die Anpassung des Körpers an Stress.
Bemerkenswert ist, dass nicht nur die Tumor-Fatigue bei den Teilnehmern der drei Studien durch Vitamin-C-Infusionen gebessert werden konnte. Auch typische Nebenwirkungen von Chemotherapien wie Übelkeit und Appetitlosigkeit nahmen während des Behandlungszeitraums ab.
Fazit
Patienten und Therapeuten sollten Erschöpfungszustände, die begleitend bei einer Krebserkrankung auftreten, ernst nehmen. Die sogenannte Tumor-Fatigue
könnte nämlich erhebliche Einschränkungen für die Betroffenen mit sich bringen.
Daneben könnte sie negative Auswirkungen auf die Prognose der Krebserkrankung haben. Zur Behandlung der Tumor-Fatigue könnten je nach Ausprägung der Symptome verschiedene Therapien angewandt werden.
Dazu zählt auch die sogenannte Vitamin-C-Hochdosis-Infusion. Wird Vitamin C in hohen Dosen intravenös verabreicht, könnten sich nicht nur die Erschöpfungsbeschwerden verbessern. Vitamin-C-Hochdosis-Infusionen zeigen sich in Studien auch erfolgreich bei der Behandlung häufiger Nebenwirkungen von herkömmlichen Krebstherapien.
Deshalb wird diese Behandlungsform mittlerweile von vielen naturheilkundlich orientierten Therapeuten angeboten.
Quellennachweis
[1] Vollbracht C, Schneider B, Leendert V, Weiss G, Auerbach L, Beuth J. Intravenous vitamin C administration improves quality of life in breast cancer patients during chemo-/radiotherapy and aftercare: results of a retrospective, multicentre, epidemiological cohort study in Germany. in vivo 2011; 25: 983-990
[2] Cameron E, Campbell A.The orthomolecular treatment of cancer. II. Clinical trial of high-dose ascorbic acid supplements in advanced human cancer. Chem Biol Interact (1974)9(4):285?315
[3] Thompson D, Williams C, McGregor SJ, Nicholas CW, McArdle F, Jackson MJ,
Powell JR. Prolonged vitamin C supplementation and recovery from demanding
exercise. Int J Sport Nutr Exerc Metab. 2001 Dec;11(4):466-81
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