Ähnlich wie Pflanzen werden seit Jahrhunderten auch Pilze zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt. Während im europäischen Raum nur wenige Exemplare wegen ihrer Heilwirkung angewandt werden, finden besonders in Asien viele Pilzarten Verwendung als Heilpilze. Insbesondere die traditionelle chinesische Medizin (TCM) kennt eine große Anzahl an heilkräftigen Pilzen. In den letzten Jahrzehnten fand die Anwendung von Heilpilzen auch in Europa und den USA wachsende Zustimmung. In Deutschland sind sie meist unter dem Namen „Vitalpilze“ erhältlich. Die Therapie mit Vitalpilzen trägt den Namen „Mykotherapie“. Grund für das wachsende Interesse an den Vitalpilzen sind vor allem die Erkenntnisse der modernen Forschung. Diese konnte eine Reihe interessanter Wirkungen der Vitalpilze nachweisen.
Ein Teil dieser Forschungsergebnisse deutet darauf hin, dass Vitalpilze eine wirksame Ergänzung bei der Behandlung von Krebserkrankungen sein könnten. In zahlreichen Studien konnten ihre Krebs hemmenden Effekte nachgewiesen werden. In Europa sind Vitalpilze und deren Inhaltsstoffe jedoch nicht als Krebsmedikamente zugelassen. Dafür fehlen die dafür benötigten klinischen Untersuchungen, die die Wirkung der Vitalpilze bei einer großen Anzahl an Patienten testen. Führende Wissenschaftler sind sich jedoch einig, dass eine Einnahme von Vitalpilzen eine sinnvolle Ergänzung bei Krebserkrankung sein könnte [1].
In Japan und China sind zwei Inhaltsstoffe aus zwei verschiedenen Vitalpilzen als Krebsmedikamente zugelassen: Die beiden Mehrfachzucker Lentinan und Krestin (PSK). Der isolierte Wirkstoff Lentinan, der aus dem bekönnteten Speisepilz Shiitake gewonnen wird, wird von der Schulmedizin bei Krebserkrankungen verabreicht. Besonders in Japan findet der aus dem Vitalpilz Coriolus versicolor gewonnene Wirkstoff Krestin Anwendung. Dieser zeigte in Studien vor allem bei Patienten mit Magen-, Darm- oder Lungenkrebs gute Ergebnisse.
Häufig verwendete Vitalpilze
Folgende Pilze zählen zu den in Deutschland gebräuchlichsten Vitalpilzen:
- Shiitake, Lentinula edodes
- chinesischer Raupenpilz, Cordyceps sinensis
- Sonnenpilz, Agaricus blazei Murill
- Schmetterlingstramete, Coriolus versicolor
- Igelstachelbart, Hericium erinaceus
- Eichhase, Polyporus umbellatus
- glänzender Lackporling, Ganoderma lucidum
- Maitake, Grifola frondosa
- Judasohr, Auricularia polytricha
Einige der aufgeführten Vitalpilze sind auch als Speisepilze erhältlich. Dazu zählen der Igelstachelbart, der Maitake, das Judasohr, der Sonnenpilz und der Shiitake. Der Verzehr dieser Speisepilze könnte einen gesundheitsfördernden Effekt haben.
Selbst der in Deutschland am meisten verbreitete Speisepilz, der Champignon (Agaricus bisporus), weist eine Reihe interessanter gesundheitlicher Wirkungen auf. Untersuchungen zufolge könnten von seinem Verzehr besonders Patienten mit hormonsensitiven Brust- oder Prostatakarzinomen profitieren. Seine Inhaltsstoffe könnten die Aktivität eines bestimmten Enzyms hemmen. Dieses Enzym trägt den Namen „Aromatase“ und ist für die Umwandlung von Estrogenen zuständig. Ist die Umwandlung gehemmt, werden weniger Estrogene freigesetzt, die das Wachstum von hormonsensitiven Brust- oder Prostatakarzinomen fördern könnten. Der Champignon verfügt über zwei weitere Wirkungen auf den menschlichen Körper: Er aktiviert Untersuchungen zufolge das Immunsystem und schützt Leberzellen vor Zellgiften.
Vitalpilze bei Krebs: bisherige Ergebnisse aus Studien am Menschen
Zahlreiche Studien belegen die Krebs hemmenden Eigenschaften von Vitalpilzen. Doch sind diese Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen und haben für die Anwendung am Menschen oft wenig Aussagekraft. Denn meist handelt es sich dabei um Untersuchungen mit Tieren oder um sogenannte Zellmodellstudien. Bei diesen werden die Wirkstoffe mit aus einem Körper isolierten Krebszellen in Verbindung gebracht.
Hinweise auf die Wirkung von Vitalpilzen bei Menschen liefern vor allem zwei Untersuchungen mit dem Sonnenpilz (Agaricus blazei Murill). Bei einer südkoreanischen Studie bekamen 50 Frauen mit Gebärmutterhals-, Eierstock- oder Gebärmutterkrebs den Vitalpilz begleitend zur Chemotherapie. Im Vergleich zur Placebogruppe (ebenfalls 50 Frauen mit den gleichen Erkrankungen) zeigte sich bei den Frauen, die den Vitalpilz einnahmen, ein deutlicher Anstieg der Aktivität des Immunsystems und der Lebensqualität. Frauen, die den Vitalpilz einnahmen, litten zudem deutlich weniger an den typischen Nebenwirkungen einer Chemotherapie wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Haarausfall, Energielosigkeit und emotionale Instabilität [2].
Ähnliche Ergebnisse lieferte eine Untersuchung der Universitäten von Boston und Bedford. Hierbei wurden Fragebögen von 782 japanischen Krebspatienten ausgewertet, die nach ihrer Diagnose den Sonnenpilz eingenommen haben. Über 80 % der Befragten schrieben der Einnahme mehrere positive Effekte zu. Sie gaben an, sich emotional stabiler, fitter und weniger infektanfällig zu fühlen [3].
Welche Ergebnisse zeigt die Behandlung mit Vitalpilzen bei Krebs?
Die beschriebenen Ergebnisse decken sich mit den praktischen Erfahrungen, die mittlerweile mit den Vitalpilzen bei Krebserkrankungen gemacht wurden:
- Vitalpilze könnten dazu beitragen, dass Nebenwirkungen von Chemotherapie abgemildert werden.
- Auch auf die Lebensqualität von Krebspatienten könnten sie einen positiven Einfluss haben.
- Zudem wird ihnen eine direkte Krebs hemmende Wirkung zugeschrieben. Dies konnte bisher nur in Tierstudien, aber nicht bei Studien mit Menschen festgestellt werden.
- Bei Studien mit Menschen zeigte sich, dass Vitalpilze einen stimulierenden Effekt auf das Immunsystem haben. Dies könnte bei geschwächtem Abwehrsystem hilfreich sein und die Prognose einer Krebserkrankung beeinflussen.
Fazit
Vitalpilze könnten eine sinnvolle Ergänzung der schulmedizinischen Therapien bei Krebspatienten sein. Dafür sprechen die in Studien und in der Praxis gewonnenen Erkenntnisse. Wechselwirkungen mit herkömmlichen Chemotherapeutika sind bisher nicht bekönntet.
Dennoch sollte eine Einnahme von Vitalpilzen mit dem behandelnden Onkologen abgesprochen werden, wenn sie zeitgleich zur schulmedizinischen Therapie erfolgt.
Auf Nummer sicher geht, wer sich bezüglich der Einnahme von Vitalpilzen von dafür ausgebildeten naturheilkundlichen Therapeuten beraten lässt. Dies könnten Ärzte oder Heilpraktiker sein, die eine Ausbildung zum sogenannten „Mykotherapeuten“ absolviert haben.
Quellennachweis
[1] Jin X, Ruiz Beguerie J, Sze DM, Chan GC: Ganoderma lucidum (Reishi mushroom) for cancer treatment. Cochrane Database Syst Rev. 2012 Juni 13;6:CD007731.
[2] Ahn WS, Kim DJ, Chae GT, Lee JM, Bae SM, Sin JI, Kim YW, Namkoong SE, Lee IP: Natural killer cell activity and quality of life were improved by consumption of a mushroom extract, Agaricus blazei Murill Kyowa, in gynecological cancer patients undergoing chemotherapy. International Journal of Gynecological Cancer, 2004 July-August, 589 ? 594
[3] Talcott JA, Clark JA, Lee IP: Measuring perceived effects of drinking an
extract of basidiomycetes Agaricus blazei Murill: a survey of Japanese consumers
with cancer. BMC Complementary and Alternative Medicine, 2007 Oktober 29, 7 -23
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