Das Cannabinoid Cannabidiol (CBD) ist für Krebspatienten eine interessante Therapieoption. Es könnte zur Behandlung diverser Nebenwirkungen und Beschwerden eingesetzt werden, die im Laufe der Krebserkrankung und deren Therapie auftreten. Zudem verhindert CBD – verschiedenen Laborversuchen zufolge – das ungehemmte Wachstum von Krebszellen. Ob diese Wirkung ausreichend ist, um eine Krebserkrankung wesentlich zu beeinflussen, ist noch nicht abschliessend geklärt.
Eine beliebte Einnahmemöglichkeit sind sogenannte CBD-Öle. Eine günstige Alternative dazu bieten CBD-reiche Tees aus Nutzhanf. Als Nutzhanf werden Cannabis-Sorten mit einem sehr niedrigen THC-Gehalt bezeichnet. Sie wurden zunächst vor allem zur Gewinnung von Hanffasern angebaut. Diese finden unter anderem bei der Herstellung von Seilen, Textilien, Zellstoffen oder Papier Verwendung.
Doch Nutzhanf könnte noch viel mehr. Er ist ein wertvoller Lieferant für gesunde Lebensmittel und könnte als Heilpflanze eingesetzt werden.
Es lohnt sich daher, sich mit dieser Pflanze näher zu beschäftigen. Wir sprachen mit Cina von den Hanflingen über die Vielseitigkeit von Nutzhanf.
Sie bauen zusammen mit Ihrem Freund Florian Herm Nutzhanf für die Herstellung von Bio-Hanflebensmitteln im brandenburgischen Barenthin an. Was verbindet Sie mit der Hanfpflanze und wie kamen Sie zu der Entscheidung, sich auf Nutzhanf zu spezialisieren?
Ich habe als Philosophie-Studentin zahlreiche Vorträge, Gesprächsrunden etc. zu unseren gegenwärtigen Konsum-, Produktions- und Lebensweisen teilgenommen. Besonders interessiert haben mich dabei die naturräumlichen Auswirkungen, welche sich bereits jetzt spürbar in Form von Klimawandel, Ressourcenknappheit und Biodiversitätsverlust äußern. In der Tat steht unsere Generation wie keine vor ihr vor konkreten ökologischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und somit existentiellen Problemen, welche zunehmend auch die inter- und intragenerationelle Gerechtigkeit bedrohen. Ich erfuhr in diesem Zusammenhang von den zahlreichen ökologischen Vorteilen der uralte Kulturpflanze „Hanf“ für die Bodenfauna und Biodiversität. Hanf könnte lokal angebaut werden und es könnte vollkommen auf den Einsatz von Herbizide, Fungizide und Pestizide verzichtet werden. Somit ist Hanf in meinen Augen der perfekte ökologische alternative Rohstoff zur Fasergewinnung für Papier, Kleidung und Dämmmaterial. Auch sind Hanfsamen eine ideale Eiweißquelle und weisen eine für den Menschen besonders günstige Zusammensetzung der essentiellen Aminosäuren Omega 3, 6 und 9 auf und enthalten zahlreiche Mineralstoffe und Vitamine. Somit ist Hanf in Hinblick auf eine umweltfreundliche, nachhaltige und gesunde ggf. fleischlose Ernährung wichtig. Tatsächlich ist die ungewöhnliche Nährstoffdichte des Hanfs und das gesundheitliche Potenzial dieser Pflanze bei weitem noch nicht ausgeschöpft!
Florian war, ebenso wie ich, von der Nachhaltigkeit Pflanze begeistert und um einiges mutiger. Er wollte sich eben nicht vom derzeitigen Zustand unserer Welt überwältigt fühlen, sondern etwas tun, um unsere Umwelt zu erhalten. Er entschied sich daher, trotz abgeschlossenem Informatikstudium, für einen Neustart und gründete „Die Hanflinge“. Dabei unterstützte ich ihn, wo ich nur konnte und auch seine gesamte Familie – vom kleinen Bruder bis zur Oma – halfen den Traum war werden zu lassen: Flo baut nun 6 Hektar Hanf inmitten von Bio-Land in seiner Heimat (Prignitz) an, um den Boden dort aufzuwerten und ökologisch-regionale Lebensmittel herzustellen. Wichtig ist ihm dabei, die Welt ein klein bisschen zu verbessern, indem er seine Arbeitskraft etwas widmet, das ihm Spaß macht und ausschließlich Dinge zu produzieren und zu verkaufen, hinter denen er zu 100% steht.
Nutzhanf lässt sich überaus vielseitig verwenden. Welche Produkte stellen Sie aus Nutzhanf her?
Wir verwerten alles: Von den Samen über die Blätter bis hin zu den Stängeln!
- Nachdem die Pflanzen etwas 2 Monate gewachsen sind, gehen wir durch das Feld und Pflücken in Handarbeit die Blätter der Hanfpflanzen ab – den Hanfblätter Tee
Sobald die Pflanzen blühen, gehen wir erneut durchs Feld, um diesmal die Blüten zu ernten. Ein Teil der Blüten trocknen wir, um daraus Hanfblüten Tee mit CBD herzustellen. Ein Großteil der Blüten wird aber auch gedroschen, um die darin enthaltenen Samen zu gewinnen.
Wir stellen aus den Samen auch noch weiterverarbeitet Lebensmittel her, etwa in Roh-Rohrzucker kandierte Hanfsamen oder salzig geröstete Hanfsamen.
- Ein Teil der Hanfsamen pressen wir, um daraus zum einen Öl und zum anderen Hanfmehl bzw. Hanfprotein zu gewinnen.
- Schlussendlich schicken wir die Fasern nach Prenzlau, damit diese zu ökologischen Dämmstoffen weiterverarbeitet werden könnten.
Sie bauen die Hanfsorte „Finola“ an. Was ist das Besondere an dieser Sorte?
Wir bauen verschiedene Sorten an – dieses Jahr: Uso 31, Felina, Futura und Finola. Jede Sorte hat dabei ihre Vorzüge. Die Sorte Finola ist sehr klein und daher nicht interessant für die Fasergewinnung. Allerdings hat sie wunderschöne, harzige CBD-haltige Blüten, welche eine besonders günstige und gut erforschte Terpenen Zusammensetzung aufweisen. Daher benutzen wir die Sorte Finola besonders zur Blütentee Herstellung. Der Tee hat im Vergleich zu anderen Hanfsorten einen besonders intensiv-würzigen, leicht zitronigen Geschmack. Die Sorte Felina schmeckt hingegen etwas „grüner“, hat dünnere Blüten, welche jedoch einen etwas höheren CBD-Gehalt aufweisen.
Alle Blüten ernten wir dabei in liebevoller Handarbeit und lassen sie schonend und lichtgeschützt auf traditionelle Art und Weise trocknen.
Aus Hanfsamen lässt sich ohne viel Aufwand die sogenannte Hanfmilch herstellen, ein gesunder und nährstoffreicher pflanzlicher Milchersatz. Was sind die besonderen Vorteile von Hanfmilch? könnten Sie uns kurz beschreiben, wie Hanfmilch zubereitet wird?
Hanfmilch ist vegan, frei von Laktose, Milcheiweiß, Soja, Cholesterin und Gluten. Sie schmeckt leicht nussig und hat eine angenehme Textur. Sie enthält nur sehr wenige Kohlenhydrate und quasi keinen Zucker, und hat im Vergleich zu anderen pflanzlichen Milch-Alternativen den höchsten Gehalt an Omega 3 und 6 Fettsäuren, Vitamine und Eiweiß. Besonders überzeugt aber die Hanfpflanze in Punkto Nachhaltigkeit: Die Hanfpflanzen könnten, anders als z.B. Soja oder Mandeln, ressourcenschonend, ökologisch und regional angebaut werden!
Es gibt viele tolle Hanfmilch Rezept, mein liebstes ist zubereitet aus:
1 Tasse Hanfsamen (ungeschält oder auch geschält)
4 Tassen Wasser
1 Prise Salz
Ungeschälte Hanfsamen eine Nacht im Wasser einweichen lassen, in einen Mixer geben und ca. 60 Sekunden bei hoher Stufe mixen. Man könnte die Schale dann auch aussieben, ich lasse sie aber gerne drin!
Oder geschälte Hanfsamen direkt in einen Mixer geben und ca. 60 Sekunden bei hoher Stufe mixen.
Die Milch ist etwa 1 Woche im Kühlschrank haltbar!
Je nach Geschmack, Lust und Laune könnte man ein Paar Extra-Zutaten hinzufügen und nochmal 30 Sekunden mixen z.B. 1-2 Datteln, Kokosblüten-Sirup, Zimt oder Vanille.
Ich nutze auch gerne das Hanfprotein oder auch Hanfmehl um mir daraus Drinks zu machen oder es in Smoothies zu mischen: Hanfprotein enthält kein Fett, dafür aber 30% Eiweiß und ist sehr ballaststoffreich.
Könnten Patienten rein theoretisch selbst Nutzhanf im eigenen Garten anbauen?
Rein theoretisch schon – praktisch ist es ist in Deutschland aber illegal. Die Samen, die wir zur Aussaat nutzen, sind EU-zertifiziert, unser Feld wird streng kontrolliert und sogar unser Ernte-Zeitpunkt muss vorerst abgesegnet und kontrolliert werden!
Vielen Dank für das Interview!
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