Immer häufiger werden Vitalpilze bei Krebserkrankungen eingesetzt. Auch in unserem Buch „Naturheilkunde bei Krebs“ empfehlen wir diverse Vitalpilze für die Stärkung des Immunsystems oder zur Behandlung typischer Beschwerden. Auch wenn sich Vitalpilze wachsender Beliebtheit erfreuen, für viele Patienten und Ärzte ist deren Einsatz noch Neuland. So ergeben sich bei ihrer Anwendung oft zahlreiche Fragen und einzelne Bedenken. Die Gesellschaft für Vitalpilzkunde e.V. bietet Interessierten Informationen zum richtigen Einsatz von Vitalpilzen. Für Therapeuten bietet sie entsprechende Aus- und Weiterbildungen an.
Für unseren Blog sprachen wir mit Herrn Peter Elster, dem Vorstand der Gesellschaft für Vitalpilzkunde. Wir stellten ihm Fragen, die besonders für Krebspatienten relevant sein dürften. Dazu zählen unter anderem Qualitätsrichtlinien, Nebenwirkungen und eventuelle Wechselwirkungen, die zu beachten sind. Peter Elster hat viele Jahre in China studiert, an einer TCM-Klinik Praktika absolviert und dort die Traditionelle Chinesische Medizin, speziell auch die Mykotherapie, von Grund auf erlernt. Er verfügt über ein umfassendes Fachwissen, das direkt für die Praxis nutzbar ist. Herr Elster ist Heilpraktiker und geprüfter Präventologe und unterhält zwei eigene Praxen im Großraum München.
Die Anwendung von Vitalpilzen fand in den letzten Jahren bei Krebspatienten wachsenden Zuspruch. Welche Rolle könnten Ihrer Meinung nach Vitalpilze in der Krebstherapie der Zukunft spielen?
Die Vitalpilze könnten in der begleitenden Tumortherapie und im Bereich der Prävention, Metastasen- und Rezidivprophylaxe gute Dienste leisten und die schulmedizinische Behandlung unterstützen. Zudem zeigen die Vitalpilze gute Ergebnisse in der Rekonvaleszenz und bei der Verbesserung von roten und weißen Blutzellen im Labor.
In Studien konnten bei einigen Vitalpilzen antitumorale Wirkungen nachgewiesen werden.
In unserem Buch „Naturheilkunde bei Krebs“ empfehlen wir vor allem vier Vitalpilze: den Reishi (Ganoderma lucidum), den Mandelpilz (Agaricus blazei Murrill) den Igel-Stachelbart (Hericium erinaceus) und den chinesischen Raupenpilz (Cordyceps sinensis). Welche Nebenwirkungen könnten bei der regelmäßigen Einnahme dieser Pilze auftreten?
In der Regel treten sehr wenige Nebenwirkungen auf, die sich meistens im Bereich des Gastrointestinaltrakts bewegen, da Pilze nicht immer leicht verdaulich sind und der Darm bei Patienten oftmals belastet ist. Diese sind jedoch reversibel, wenn die Dosierungen und Einnahme etwas verändert werden. Eine Einnahme nach dem Essen hat sich gut bewährt. Im Bereich des Cordyceps sinensis gibt es derzeit noch Diskussionen bei der Anwendung von hormonabhängigen Tumoren. Hier sollte man noch die neusten Ergebnisse abwarten, da der Cordyceps sinensis ein hormonaktivierender Pilz ist (Östrogen, Testosteron).
könnte es bei der Einnahme von Vitalpilzen zu Wechselwirkungen mit schulmedizinischen Krebstherapien kommen? Wie könnten sich Patienten zu dieser Thematik auf dem Laufenden halten?
Hier gibt es derzeit keine Hinweise. Auf der 9. International Medicinal Mushrooms Conference im September 2017 in Palermo/Sizilien wurde veröffentlicht, dass bis jetzt keine systematischen wissenschaftlichen Studien zur Wechselwirkung von Vitalpilzen und Chemotherapie bekönntet sind.
Ich würde jedoch grundsätzlich empfehlen, die Vitalpilze getrennt von schulmedizinischen Medikamenten mit einem angemessenen Zeitabstand einzunehmen, da die bisherigen Erkenntnisse nicht alles abdecken könnten.
Warum sollten Vitalpilze vor Operationen abgesetzt werden?
Das Absetzen mindestens 1 Woche vor einer Operation ist in jedem Fall sinnvoll, da einige der Vitalpilze auch eine blutverdünnende Wirkung haben und somit, zumindest theoretisch, einen Risikofaktor darstellen. Es gibt auch Wirkungen im Bereich der Verbesserung der Fließeigenschaft des Blutes, was normalerweise günstig ist, aber vor einer Operation in der Regel nicht gewünscht wird.
Welche Qualitätsunterschiede gibt es bei Vitalpilzen? Auf was sollten Käufer achten, um ein sicheres Produkt zu erhalten?
Da Vitalpilze medizinisch immer mehr Aufmerksamkeit finden, wird es natürlich auch für Firmen oder Personen interessant sie anzubieten. Bei Pilzen ist es besonders wichtig auf eine von zertifizierten Laboren kontrollierte Qualität zu achten, da eine nicht gesicherte Qualität für den Patienten schädliche Auswirkung zur Folge haben könnte. Pilze könnten nämlich auch Schadstoffe anreichern, um das Ökosystem vor Toxinen zu schützen. Hier würde man am falschen Fleck sparen, wenn man preisgünstige, möglicherweise minderwertige Produkte wählt. Qualifizierte Laboruntersuchungen sind aufwändig und kostenintensiv; dies schlägt sich im Preis der Vitalpilzprodukte nieder. Doch Laboruntersuchungen dienen vor allem der Sicherheit für den Patienten.
Vielen Dank für das Interview!
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GFV Gesellschaft für Vitalpilzkunde e.V.