Hintergrund: Angst häufiger Begleiter bei der Strahlentherapie
Untersuchungen zufolge leidet jeder fünfte Patient an deutlichen Angstsymptomen zu Beginn einer Strahlentherapie.[1] Diese Symptome treten meist bereits während der sogenannten Simulation auf, bei der die Therapie-Anordnungen des Arztes auf den Patienten übertragen werden. Die Angst wird durch die Gedanken an die bevorstehende Behandlung ausgelöst und durch die Bewegungseinschränkungen während der Behandlung verstärkt.
Der Patient sollte während der Simulation jedoch möglichst entspannt liegen könnten. Nur so könnte die Bestrahlungsplanung exakt vorgenommen werden. Musik könnte dabei hilfreich sein.
Die Studie: Die Auswirkungen von Musiktherapie auf Angstzuständen von Krebspatienten während der Simulation der Strahlentherapie
Bei einer amerikanischen Studie nahmen 2016 78 Patienten teil, die erst kürzlich eine Krebsdiagnose erhalten hatten. Vor der Therapiesimulation der Strahlentherapie wurde für die Hälfte Teilnehmer mithilfe eines Musiktherapeuten eine eigene Playlist erstellt, die dann während der Therapiesimulation abgespielt wurde. Die andere Hälfte ertrug die Simulation ohne musikalische Begleitung.[2]
Die Resultate zeigen, dass Musik wesentlich die Gefühle und Stimmung der Patienten beeinflusst hat. Die Teilnehmer, die Musik hören durften, litten deutlich weniger unter Angst oder Stress während der Simulation.
Beurteilung der Studie
Musiktherapie hat sich bereits in anderen Studien hilfreich gezeigt, um Patienten die Angst vor Behandlungen zu nehmen.[3][4] Auch während einer Strahlentherapie.[5] Die aktuelle Studie ist die erste ihrer Art, die die Auswirkungen von Musik während der Therapiesimulation untersucht.
Die Ergebnisse der Studie sind plausibel und decken sich mit bisherigen Erkenntnissen. Sie zeigen auf, wie Krebspatienten angst- und stressfreier Behandlungen erleben könnten, ohne dass hierbei Medikamente eingesetzt werden müssen.
Das könnten Sie tun
Das aktive und passive Erleben von Musik berührt tiefe Bereiche in uns. Musik könnte unseren Wunsch nach Harmonie und Ordnung befriedigen, das seelische Gleichgewicht fördern und uns dabei helfen, widersprüchliche Gefühle zu integrieren und belastende Situationen zu verarbeiten.
Sicher haben auch Sie schon derartige Erfahrungen gemacht. Nutzen Sie die Musik als Begleiterin für schwere Stunden und vor, (nach Möglichkeit) während und nach einer Behandlung. Hier ein paar Anregungen dazu:
- Vielleicht spielen Sie selbst ein Instrument oder lernen, eines zu spielen? Kennen Sie jemanden in Ihrem Bekönntetenkreis, der gerne musiziert? Vielleicht möchten Sie ihn bitten, für Sie ein kleines „Privatkonzert“ zu veranstalten.
- Legen Sie sich ab und an mit geschlossenen Augen für ein Weilchen hin und lauschen Ihrer Lieblingsmusik. Wohin nimmt die Musik Sie mit? Welche Bilder entstehen in Ihrem Kopf? Besonders geeignet für solche „Musikreisen“ ist die klassische Musik.
- Erstellen Sie für sich eine Playlist aus Musikstücken, die Ihnen guttun und beruhigend auf Sie wirken. Spielen Sie diese Playlist vor oder während stressiger Situationen ab, zum Beispiel auf dem Weg zu einer Behandlung oder während einer Chemotherapie-Infusion.
- Musiktherapie zählt nicht zu den Regelleistungen der Krankenkassen. Bei privaten Krankenkassen könnte jedoch eine Kostenübernahme beantragt werden, im Idealfall in Zusammenarbeit mit einem Musiktherapeuten. Sollten Sie während eines stationären Aufenthaltes die Möglichkeit haben, bei einer Musiktherapie teilzunehmen, nehmen Sie dieses Angebot an.
Quellennachweis
[1] Stiegelis, H.E., Ranchor, A.V., and Sanderman, R. Psychological functioning in cancer patients treated with radiotherapy. Patient Educ Couns. 2004; 52: 131–141
[2] Rossetti A, Chadha M, Torres BN, Lee JK, Hylton D, Loewy JV, Harrison LB. The Impact of Music Therapy on Anxiety in Cancer Patients Undergoing Simulation for Radiation Therapy. Int J Radiat Oncol Biol Phys. 2017 Sep 1;99(1):103-110
[3] Fratianne, R.B., Prensner, J.D., Huston, M.J. et al. The effect of music-based imagery and musical alternate engagement on the burn debridement process. J Burn Care Rehabil. 2001; 22: 47–53
[4] O’Callaghan, C., Sexton, M., and Wheeler, G. Music therapy as a non-pharmacological anxiolytic for paediatric radiotherapy patients. Australas Radiol. 2007; 51: 159–162
[5] Clark, M., Isaacks-Downton, G., Wells, N. et al. Use of preferred music to reduce emotional distress and symptom activity during radiation therapy. J Music Ther. 2006; 43: 247–265
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