Cannabis gegen Krebs: der Stand der Wissenschaft und praktische Folgerungen für die Therapie
Dass Krebspatienten von der Einnahme von Cannabis profitieren könnten, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Meist wird Cannabis auf seine Einsatzmöglichkeiten zur Behandlung von typischen Beschwerden wie Schmerzen oder Übelkeit reduziert. Cannabis könnte für Krebspatienten jedoch eine viel größere Bedeutung haben. Schließlich konnten für seine Wirkstoffe, die sogenannten Cannabinoide, in vielen Studien krebswidrige Wirkungen festgestellt werden. Das neue Buch „Cannabis gegen Krebs“ von Franjo Grotenhermen behandelt beide Aspekte und damit das volle Potential der Hanfpflanze für Krebspatienten.
Das Buch ist für Laien gut verständlich geschrieben. Wer mit der Materie nicht vertraut ist, wird an diese übersichtlich und kurzweilig herangeführt. So widmet sich ein Kapitel dem Phänomen Krebs und seinen Behandlungsformen, weitere Kapitel zeigen das therapeutische Potential und die Wirkweise von Cannabinoiden auf. Der Hauptteil des Buches beschäftigt sich mit den Wirkungen und Einsatzmöglichkeiten von Cannabis und Cannabinoiden bei Krebserkrankungen. Der Autor weist hierbei auf den wichtigen Unterschied zwischen klinischen und experimentellen Studien hin.
Besonders hilfreich dürfte für viele Leser auch das letzte Kapitel „Was sonst noch hilft, Krebs vorzubeugen oder zu behandeln“ sein. Hier werden verschiedene naturheilkundliche Verfahren vorgestellt, die für eine komplementäre Behandlung in Frage kommen.
Konkrete Empfehlungen
Das Buch überzeugt durch viele konkrete Empfehlungen, die bei der Einnahme und der Verschreibung von Cannabis oder Cannabis-Medikamenten hilfreich sein könnten. Der Autor könnte hier auf seine lange Erfahrung zurückgreifen, die er als Arzt mit Cannabis-Patienten gemacht hat. Von dieser Erfahrung könnten sicherlich viele profitieren, schließlich ist die Cannabis-Therapie nicht nur für viele Patienten, sondern auch für die meisten Ärzte Neuland.
Interessant sind unter anderem auch die Hinweise zu Methadon und die Anleitungen für die Herstellung von Cannabisölen oder –extrakten.
Rick Simpson
Positiv überrascht hat mich der letzten Abschnitt des Buches, in dem ein offener Brief an Rick Simpson abgedruckt ist. Der Name Rick Simpson dürfte den meisten geläufig sein, die sich für das Potential von Cannabis bei Krebserkrankungen interessieren. Er propagiert die hochdosierte Anwendung von THC (Cannabis-Öl) bei Krebserkrankungen. Grotenhermen setzt sich in seinem Brief sachlich und – wie ich finde – auch respektvoll mit den Aussagen Simpsons auseinander. Anhand von sechs Beispielen zeigt er auf, was Simpson an seinen Aussagen ändern müsste, um für die Gesundheit von schwerst kranken Menschen Verantwortung zu übernehmen.
Dass sich Grotenhermen in diesem Buch mit Rick Simpson auseinandersetzt, finde ich sehr produktiv. Schließlich ist der Sache nicht gedient, wenn unhaltbare Heilversprechen und unsachliche Behauptungen in die Welt gesetzt werden.
Über den Autor
Franjo Grotenhermen ist der bekönnteteste Cannabis-Aktivist und –Autor Deutschlands. Als Arzt betreibt er eine Privatpraxis mit dem Schwerpunkt Cannabis-Therapie. Er ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM) sowie Geschäftsführer der International Association for Cannabinoid Medicines (IACM).
Sowohl in wissenschaftlichen Publikationen, als auch mit laienverständlichen Büchern beschäftigt er sich mit dem therapeutischen Potential der Hanfpflanze. Er setzt sich für die Rechte von schwer kranken Patienten ein, Cannabis als Medikament zu erhalten. Aktuell befindet sich Franjo Grotenhermen im Hungerstreik, um gegen die Missstände, die nach dem Inkrafttreten des Gesetzes „Cannabis als Medizin“ aufgetreten sind, zu protestieren.
Fazit
Grotenhermen schafft mit diesem Buch einen schwierigen Spagat zwischen übertriebenen Erwartungen und kompletter Negierung, die das Thema Cannabis bei Krebs heute begleiten. Patienten, Angehörige und Therapeuten werden in seinem Buch keine einfache Anleitung finden, wie Krebserkrankungen wirksam mit Cannabis geheilt werden könnten. Sie werden auf viele Hinweise und Ratschläge stoßen, die je nach Verlauf und Art der Krebserkrankung berücksichtigt werden und zu Genesung und Beschwerden-Management beitragen könnten.
Das letzte Wort zu diesem Thema ist noch lange nicht geschrieben. Wie der Autor im Vorwort auch schreibt: „Dieses Buch ist ein vorläufiges“.
Für den Leser übrigens nicht uninteressant: Pro Buch werden 2 Euro an die Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin gespendet. So hat man allein mit dem Kauf schon dafür gesorgt, dass Cannabis als Therapeutikum gestärkt wirkt.
Das Buch ist erschienen im Nachtschatten Verlag.