Hintergrund: Naturheilkunde zur Behandlung von Nebenwirkungen und Beschwerden
Die schulmedizinische Krebstherapie verfolgt ein primäres – quantitatives – Ziel: sie will das Leben der Patienten verlängern. Daneben ist es wichtig, die Lebensqualität der Patienten zu fördern und aufrechtzuerhalten. Dazu gehört, typische Beschwerden und Nebenwirkungen von Krebstherapien zu behandeln. In unserem Buch „Naturheilkunde bei Krebs“ widmen wir uns ausführlich den Möglichkeiten der Naturheilkunde, typische Beschwerden zu lindern oder zu vermeiden. Naturheilkundliche Maßnahmen haben gegenüber schulmedizinischen Therapien Vorteile. Sie werden meist gut vertragen und stellen in der Regel keine zusätzliche Belastung für die Krebspatienten dar.
Viele naturheilkundliche Therapieoptionen sind zudem mit geringen Kosten verbunden. So auch die Ohr-Akupressur. Eine neue Studie legt nahe, dass die Ohr-Akupressur bei verschiedenen Beschwerden von Krebspatienten hilfreich sein könnte.
Die Ohr-Akupressur: Massage mit Druck
Die Akupressur ist eine Heilmethode der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Ähnlich wie bei der Akupunktur werden bei der Akupressur spezielle Akupunkturpunkte behandelt. Doch geschieht das nicht mit Nadeln wie bei der Akupunktur, sondern in Form von Massagetechniken. Die Akupressur könnte bei verschiedenen Beschwerden und Erkrankungen als alleinige oder ergänzende Therapie durchgeführt werden. Die Wirksamkeit der Methode konnte unter anderem bei Ängsten, Schmerzen (Wehenschmerzen, Menstruationsschmerzen, Muskelschmerzen), Schlafstörungen, postoperativem Erbrechen und Erschöpfung nachgewiesen werden.[1][2][3][4]
Bei der Ohr-Akupressur beschränken sich die Behandlungen auf das Außenohr. Nach dem Verständnis der TCM liegen auf dem Außenohr zahlreiche Energiepunkte. Werden diese stimuliert, könnte dies Auswirkungen auf Befindlichkeit und körperliche Beschwerden haben.
Die Studie: Ohr-Akupressur bessert Schmerzen, Schlafstörungen und Erschöpfung bei Brustkrebspatientinnen
31 Patientinnen mit Brustkrebs wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Beide Gruppen erhielten vier Wochen lang einmal pro Woche eine Ohr-Akupressur-Behandlung. Während bei der ersten Gruppe eine professionelle Behandlung durchgeführt wurde, wurde eine solche den Teilnehmerinnen der zweiten Gruppe nur vorgetäuscht. Über individuelle Fragebögen wurden alle Teilnehmerinnen zum Verlauf ihrer Beschwerden befragt. Die Teilnehmerinnen, die eine professionelle Ohr-Akupunktur erhalten hatten, berichteten über ein Nachlassen ihrer Beschwerden, insbesondere von Erschöpfung, Schmerzen und Schlafstörungen.[5]
Beurteilung
Die Studie zeigt auf, was bereits bekönntet war: eine Akupressur-Behandlung könnte bei verschiedenen Beschwerden hilfreich sein. Davon könnten auch Krebspatienten profitieren. Während der Studienzeit zeigte sich eine subjektive Abnahme typischer Beschwerden. Die Studienergebnisse sind aufgrund der geringen Probandenzahl limitiert, aber mit Blick auf die bisherige Forschung zu diesem Thema plausibel.
Die Ohr-Akupunktur stellt eine interessante Therapieoption dar, da sie günstig ist, gut vertragen wird und auch von den Patienten selbst durchgeführt werden könnte. Sie könnte begleitend zu anderen Behandlungen erfolgen. Im Falle von Schmerzen zum Beispiel begleitend zu einer Therapie mit Cannabis.
Das könnten Sie tun
- Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Akupressur-Behandlungen werden von speziell ausgebildeten Therapeuten angeboten. Fragen Sie im Vorfeld bei Ihrer Krankenkasse nach. Einige Kassen beteiligen sich an den Kosten für solche Behandlungen.
- Ohr-Akupressur-Behandlungen selbst durchführen. Theoretisch könnten Sie auch bei sich selbst eine Akupressur-Behandlung durchführen. Hierfür ist es sinnvoll, sich mit der Akupressur-Behandlung auseinanderzusetzen. Hilfreich ist zum Beispiel das Buch „Heilende Punkte: Akupressur zur Selbstbehandlung von Krankheiten“ (x) von Michael Gach.
Vor einer Akupressur-Behandlung des Ohres sollte dieses zunächst mit einer sanften Massage erwärmt werden. Danach könnte mit der Punktsuche begonnen werden. Nehmen Sie hierfür Ihre Ohrmuschel in die Zange zwischen Daumen und Zeigefinger. Drücken Sie die verschiedenen Areale Ihrer Ohrmuschel. An besonders schmerzhaften Punkten verweilen Sie mit dem Zangengriff und massieren den Punkt, wobei Sie stets Druck ausüben.
Quellennachweis
[1] Smith CA, Collins CT, Crowther CA, Levett KM. Acupuncture or acupressure for pain management in labour. Cochrane Database Syst Rev. 2011 Jul 6;(7)
[2] Lee A, Chan SK, Fan LT. Stimulation of the wrist acupuncture point PC6 for preventing postoperative nausea and vomiting. Cochrane Database Syst Rev. 2015 Nov 2;(11)
[3] Au DW, Tsang HW, Ling PP, Leung CH, Ip PK, Cheung WM. Effects of acupressure on anxiety: a systematic review and meta-analysis. Acupunct Med. 2015 Oct;33(5):353-9
[4] Robinson N, Lorenc A, Liao X. The evidence for Shiatsu: a systematic review of Shiatsu and acupressure. BMC Complement Altern Med. 2011 Oct 7;11:88
[5] Yeh CH, Chien LC, Lin WC, Bovbjerg DH, van Londen GJ. Pilot Randomized Controlled Trial of Auricular Point Acupressure to Manage Symptom Clusters of Pain, Fatigue, and Disturbed Sleep in Breast Cancer Patients. Cancer Nurs. 2016 Sep-Oct;39(5):402-10
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