Hintergrund: fieberhafte Neutropenie bei der akuten lymphatischen Leukämie
Die akute lymphatische Leukämie (ALL) ist die häufigste Leukämieerkrankung im Kindesalter. Bei der ALL kommt es zu einer Entartung der Lymphozyten, zu denen die B-Zellen, T-Zellen und die natürlichen Killerzellen zählen. Die entarteten Zellen sammeln sich im Knochenmark und zerstören dabei gesunde heranwachsende Lymphozyten. Gleichzeitig könnte auch die Bildung anderer Blutzellen gestört sein. So könnte es bei der ALL auch zu einem Mangel an roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten) kommen.
Auch die sogenannten neutrophilen Granulozyten könnten vermindert sein – durch die Erkrankung selbst oder durch deren Behandlung mit Chemotherapien. Die neutrophilen Granulozyten sind wichtige Abwehrzellen. Ein Mangel an neutrophilen Granulozyten wird Neutropenie genannt. Sie ist bedrohlich für den Patienten, da sie seine Fähigkeit zur Infektabwehr deutlich einschränkt. Patienten mit Neutropenie haben ein gesteigertes Risiko, an einer bakteriellen Infektion zu erkranken. Geht die Neutropenie mit Fieber einher, spricht man von der sogenannten fieberhaften Neutropenie.
Die Studie: Honig bei fieberhafter Abwehrschwäche bei Kindern mit Leukämie (ALL)
Im Kinderkrankenhaus der Ain-Shams-Universität in Kairo (Ägypten) wurde eine randomisierte kontrollierte Studie mit 40 Kindern zwischen 2,5 und 10 Jahren durchgeführt. Alle litten an einer fieberhaften Neutropenie im Rahmen ihrer Leukämieerkrankung (ALL). Die 40 Kinder (Mädchen und Jungen) wurden in zwei Gruppen unterteilt, wobei eine Gruppe 12 Wochen lang Honig verabreicht bekam. Die Menge an Honig betrug zweimal wöchentlich 2,5 Gramm Honig pro Kilo Körpergewicht.
Verglichen mit der Kontrollgruppe konnte bei den Kindern, die Honig bekamen, Folgendes festgestellt werden:
- Sie litten seltener an fieberhafter Neutropenie.
- Sie litten kürzer an fieberhafter Neutropenie.
- Sie hatten bessere Hämoglobin-Werte (Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff und ein Indikator für eine Blutarmut).
Der Honig wurde gut vertragen.[1]
Beurteilung
Die fieberhafte Neutropenie ist eine häufige Nebenwirkung von Chemotherapien – nicht nur bei Kindern mit akuter lymphatischer Leukämie. Ihre schulmedizinische Behandlung ist kostenintensiv und könnte wiederum mit Nebenwirkungen einhergehen. Die ägyptische Forschergruppe suchte nach einer günstigen, natürlichen Alternative. Mit seinen antimikrobiellen, antioxidativen und immunstimulierenden Eigenschaften scheint Honig eine gute Wahl zu sein.
Die Studie zeigte gute Ergebnisse bei den Kindern, die den Honig bekommen hatten. Aufgrund des guten Studiendesigns (randomisiert und kontrolliert) ist dieses Ergebnis vielversprechend. Dennoch sind weitere Studien wünschenswert, um den Effekt von Honig bei fieberhafter Neutropenie besser einschätzen zu könnten. Es stellt sich hierbei selbstverständlich die Frage, ob auch Patienten, die an einer anderen Krebserkrankung leiden, von der Einnahme von Honig bei fieberhafter Abwehrschwäche und/oder Abwehrschwäche profitieren könnten.
Das könnten Sie tun
Aus unserer Sicht spricht nichts gegen die Einnahme von Honig bei fieberhafter Abwehrschwäche – bei Kindern mit ALL und auch bei Patienten mit anderen Krebserkrankungen. Folgendes sollte allerdings beachtet werden:
- Die Einnahme von Honig sollte mit dem Arzt abgesprochen werden.
- Sie stellt keine ausreichende Alternative bei schwerer Abwehrschwäche dar.
- Es sollte Honig von guter Qualität sein. Ratsam ist Bio-Honig oder medizinischer Honig aus der Apotheke.
Quellennachweis
[1] Abdulrhman MA, Hamed AA, Mohamed SA, Hassanen NA. Effect of honey on febrile neutropenia in children with acute lymphoblastic leukemia: A randomized crossover open-labeled study. Complement Ther Med. 2016 Apr;25:98-103
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